Karin Bergmann im Interview - "Theater des Jahres"

Das Wiener Burgtheater ist rehabilitiert, sein Image - ein Jahr nach dem Finanzdebakel - wieder hergestellt. In der traditionellen Umfrage des Fachblatts "Theater heute" haben es 42 Kritiker zum Theater des Jahres 2014/15 gewählt. Gegenüber Ö1 kommentiert Burg-Chefin Karin Bergmann diese Auszeichnung und bilanziert ein schwieriges Jahr, das hinter ihr liegt.

Dramaturgie-Eingang des Burgtheaters

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Kulturjournal, 27.8.2015

Der Erfolg dürfte auch auf die beiden sehr erfolgreichen Stücke zurückzuführen sein, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden: Ewald Palmetshofers "die unverheiratete" und Wolfram Lotz‘ "Die lächerliche Finsternis", das von "Theater heute" zum Stück des Jahres gekürt wurde. Die junge Stefanie Reinsperger wurde zur Schauspielerin und Nachwuchsschauspielerin des Jahres gewählt. Mittlerweile wechselte sie an das Volkstheater Wien, ihre Akademietheater-Rollen in "Die lächerliche Finsternis" und "die unverheiratete" spielt sie weiter.

Karin Bergmann kann heute strahlen. Denn die Burgtheaterdirektorin lässt mit der Auszeichnung viele ihrer männlichen Vorgänger weit hinter sich und erhält mit dem Votum zum "Theater des Jahres" eine Bestätigung ihres Kurses. Natürlich geht es in diesem Votum nicht nur um ihre künstlerischen Erfolge, sondern wie sie das Theater nach der Finanzmisere in der Ära Hartmann und Springer aus dem Finanzdebakel und den Schmutzkampagnen herausgeholt hat: Mit Transparenz, Gesprächsbereitschaft und klarer künstlerischer Handschrift.

Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann

Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann

APA/ROBERT JÄGER

"Mit Leidenschaft durch extremste Bedingungen"

In einer ersten Reaktion am Telefon spricht Karin Bergmann von einem großen Motivationsschub für das kommende Jahr. "Nach diesem extrem schwierigen und turbulenten Jahr bin ich einfach dankbar für diese Auszeichnung - und auch ein wenig stolz." Dass sich die 42 Kritiker auf das Burgtheater geeinigt haben, sieht die Direktorin als "ein Signal dafür, dass alle wahrgenommen haben, mit welcher Ernsthaftigkeit und Leidenschaft auch unter extremsten Bedingungen Theater gemacht wird." Sie sehe es in erster Linie als eine Auszeichnung an das Ensemble der Burg, an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch an das Publikum. Bergmann hoffe aber auch, dass die Auszeichnung "'Theater des Jahres' auch eine Motivation für die zuständigen Politiker ist, sich daran zu erinnern, was sie diesen Institutionen auch weiterhin angedeihen lassen müssen."

Ein klares Signal

Nicht nur das Burgtheater ist zu feiern, auch einzelne Produktionen der vergangenen Saison: Zwei Uraufführungen sind Stücke des Jahres: "Die lächerliche Finsternis" von Wolfram Lotz und Ewald Palmetshofers "die unverheiratete".

Die Auszeichnung zeige, wie wichtig es sei, "dass Autoren die richtigen Themen aufgreifen, dass Autoren egal welcher Generation sich Dingen widmen, die die Menschen bewegen. Und ich möchte unbedingt weiter natürlich neue Stücke zeigen. Das ist auch eine ganz wichtige Aufgabe dieses Hauses", so Bergmann.

In der kommenden Saison gilt es auch eine Uraufführung von Peter Handke in der Burg zu machen, denn "es müssen nicht immer nur die kleinen Räume sein. Entscheidend ist, dass es gute Stücke sind, Themen die uns beschäftigen". Unmittelbar sei jetzt ein Signal zum brennenden Problem der Flüchtlinge zu setzen, ohne dabei den Spielplan komplett umzustürzen.