EU-Kommissar besucht Traiskirchen
20.000 Flüchtlinge sind aus Ungarn an diesem Wochenende nach Einschätzung des Innenministeriums nach Österreich gekommen, 12.000 sind bereits wieder weitergereist, vornehmlich nach Deutschland. Von den aus Ungarn kommenden Flüchtlingen wurden 100 Anträge auf Asyl in Österreich gestellt. Unabhängig davon kommen Asylwerber aber nach wie vor auf anderen Wegen ins Land. Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen hat sich die Situation noch immer nicht entspannt. EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos wird die Lage in Traiskirchen heute mit Innenministerin Mikl-Leitner (ÖVP) begutachten.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 7.9.2015
150 ohne Schlafplatz
Jeden Tag kommen 300 Menschen nach Österreich und stellen hier einen Antrag auf Asyl: das zeigen die aktuellen Daten des Innenministeriums. das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ist nach wie vor vollkommen überbelegt. derzeit befinden sich hier 3800 Personen, 1.500 von ihnen sind Kinder oder Jugendliche ohne Familie. das ist die Situation, die sich EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos heute bietet: noch immer schlafen 1.400 Menschen in den Zelten, die das Innenministerium aufgebaut hat. 100 Personen nächtigen in Zelten, die von Privaten zur Verfügung gestellt worden sind. Und 150 Menschen haben noch immer gar keinen Schlafplatz.
Avramopoulos will sich vor allem die Lage in den Zelten und bei der Essensversorgung ansehen und die medizinische Versorgung überprüfen. Im Zuge seines Besuches könnte Avramopoulos auch die Nothilfen für Österreich und Ungarn zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bekannt geben. Österreich hat 5,4 Millionen Euro für die Grundversorgung von Asylsuchenden beantragt. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner erwartet sich von dem Treffen jedenfalls Unterstützung bei der Forderung nach fixen Flüchtlingsquoten für alle EU-Länder.
In Traiskirchen selbst wird sich die Lage möglicherweise erst Anfang Oktober entspannen, wenn das Durchgriffsrecht des Bundes in Kraft tritt. Dann kann der Bund Flüchtlinge selbständig in kleineren Quartieren unterbringen. Nach wie schaffen die Bundesländer im Schnitt 600 Schlafplätze pro Woche - gebraucht würden laut Innenministerium jedoch 1600 neue Plätze pro Woche.