im Planetengarten

Ö1 Literatur-Bühne

Die Autor/innen näherten sich auf verschiedene Art dem Thema "Der Mensch in Bewegung" an.

Publikum

Bis zu 300 Menschen verfolgten die Lesungen bei wunderbarem Wetter.

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Margarita Kinstner erzählte über den Mut, ein neues Leben anzufangen. Andrea Grill verwandelte Vorgänge der Naturwissenschaft in eine Geschichte voller Witz und Sinnlichkeit, Martin Amanshauser begab sich auf eine Schifffahrt in eine Welt humorvoller Wunder. Richard Swartz berichtete davon, was die Zeit aus den Menschen und ihren persönlichen Dingen macht, und Barbara Coudenhove-Kalergi präsentierte ihre einzigartigen Erinnerungen über die Irrungen und Wirrungen Mitteleuropas im 20. Jahrhundert.

Herbert Ohrlinger moderierte auf der Literatur-Bühne.

Margarita Kinstner, "Die Schmetterlingsfängerin"

Den literatarischen Auftakt bestritt Margarita Kistner mit ihrem Debütroman über das Bleiben und Fortgehen – und über den Mut, ein neues Leben anzufangen.

Menschen am Podium

Margarita Kinstner im Gespräch mit Herbert Ohrlinger

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Die schwangere Katja wird in wenigen Wochen zu ihrem Freund Danijel nach Sarajevo ziehen. Die Zeit vor der Abreise nutzt sie, um ein letztes Mal das Tal ihrer Kindheit zu besuchen. Dort stößt Katja auf die alten Geschichten: Wieso ist ihr Urgroßvater damals von Bosnien nach Österreich ausgewandert? Und weshalb sind drei seiner Kinder nach Kanada gegangen? Was wäre gewesen, wenn Großmutter einst den Mut gehabt hätte, ihrer großen Liebe in die Schweiz zu folgen? Und was bedeutet das, Heimat? Eine Liebesgeschichte aus dem Herzen von Mitteleuropa über das Bleiben und Fortgehen und über den Mut, ein neues Leben anzufangen.

Andrea Grill, "Das Paradies des Doktor Caspari"

Weiter ging die Reise mit Andrea Grill. Ihr Roman "Das Paradies des Doktor Caspari" ist auf einer fiktiven Südseeinsel angesiedelt.

Andrea Grill

Andrea Grill weiß, wovon sie schreibt, wenn sie über Schmetterlinge schreibt.

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Seit zehn Jahren erforscht der Wiener Biologe Franz Wilhelm Caspari die vermeintlich ausgestorbene Schmetterlingsart "Calyptra lachrypagus". In und um sein Haus mit Garten, das Caspari von einem geheimnisvollen Privatier zur Verfügung gestellt wurde, züchtet er die winzigen Nachtfalter, deren Ernährung aus menschlichen Tränen besteht. Um diese zu bekommen, ist Caspari nicht nur Zaungast bei allen Begräbnissen der Insel, sondern versucht auch auf listige Weise, Freunde und Bekannte für die Tränengewinnung einzuspannen.

Andrea Grill promovierte an der Universität Amsterdam über die Evolution endemischer Schmetterlinge Sardiniens. In ihrem neuen Roman verwandelt sie Vorgänge der Naturwissenschaft in einen Text voller Witz und Sinnlichkeit.

Martin Amanshauser, "Der Fisch in der Streichholzschachtel"

Martin Amanshauser entführte in die Karabik: Auf der Kreuzfahrt, die Fred mit seiner Frau Tamara und dem pubertären Nachwuchs unternimmt, herrscht gähnende Langeweile. Als der Familienvater an Bord ausgerechnet auf seine Exfreundin Amelie trifft und das Schiff auch noch in einen Orkan gerät, ist es mit der Seelenruhe schlagartig vorbei.

Martin Amanshauser

Martin Amanshauser berichtet eben von Amelie, die als einzige Frau, die seine Romanfigur kannte, beim Orgasmus den eigenen Namen hauchte.

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Der Kontakt zur Außenwelt ist unterbrochen, als eine Horde eigenwilliger Piraten aus der Vergangenheit das Schiff kapert. Diese haben es auf Pfefferstreuer und Toilettenpapier abgesehen und reagieren panisch auf die technischen Errungenschaften aus dem 21. Jahrhundert. Was geht hier vor? Der Journalist und Übersetzer las aus seiner neuen amüsanten Satire.

Richard Swartz, "Wiener Flohmarktleben"

Zurück nach Wien führte die Lesung von Richard Swartz: Der 1945 in Stockholm geborene Journalist berichtete darüber, wie man zum Sammler unnützer Gegenstände wird.

Richard Swarts

Richard Swartz berichtet vom Flohmarkt

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Auf dem Flohmarkt in Wien entdeckt der Erzähler ein altes bemaltes Glas mit einer Wiener Stadtansicht. Ein solches Glas stand auch auf der Fensterbank der Großmutter, bis es eines Tages zu Bruch ging. Die Großmutter lebte mit einem verkrachten Künstler zusammen, der die Bilder anderer Maler "frisierte" und dabei auch den kleinen Jungen zu Hilfsdiensten heranzog. Bis der Betrug eines Tages aufflog und Onkel Acke für eine Weile im Gefängnis verschwand. Richard Swartz erzählt vom Wiener Flohmarkt und dessen Rolle in seinem Leben, von den Händlern und Antiquitäten dort, und mit großer Klugheit davon, was die Zeit aus den Menschen und ihren persönlichen Dingen macht.

Barbara Coudenhove-Kalergi, "Zuhause ist überall"

Mit Barbara Coudenhove-Kalergi ging das Literaturprogramm im Planetengarten schließlich zu Ende. Die Publizistin und Mitbegründerin der Osteuropa-Redaktion des ORF, las aus ihrem neuen Buch, und erzählte von der untergegangenen Welt der böhmischen Aristokratie, von ihren Anfängen als Reporterin in Wien während des Kalten Krieges, und vom Wiedersehen mit ihrer Heimat Böhmen.

Barbara Coudenhove-Kalergi

Barbara Coudenhove-Kalergi nahm auch auf die aktuelle Flüchtlingsfrage Bezug und hob das bemerkenswerte Engagement der Zivilgesellschaft hervor, insbesondere das der jungen Menschen.

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Taschenmesser und Wolldecke - das sind die einzigen Habseligkeiten, die der 13-jährigen Barbara bei Kriegsende nach ihrer Vertreibung in den Westen bleiben.Die Erinnerungen der Grande Dame des Journalismus in Österreich sind ein einzigartiges Dokument über die Irrungen und Wirrungen Mitteleuropas im 20. Jahrhundert.

Barbara Coudenhove-Kalergi, geboren 1932 in Prag, wurde 1945 als Prager Deutsche vertrieben und lebt seither in Österreich. Nach Stationen u.a. bei der "Presse", der "Arbeiter-Zeitung" und bei "profil" kam sie Mitte der 1970er Jahre zum ORF. Bis heute ist sie ständige Kolumnistin der Tageszeitung "Der Standard" und unterrichtet Asylwerber.

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