Kunstmesse viennacontemporary

Am Mittwoch wurde die viennacontemporary, die internationale Messe für zeitgenössische Kunst in der Wiener Marx Halle, eröffnet. Noch bis Sonntag sind in der ehemaligen Rinderhalle nahe der Südosttangente 99 Galerien aus 25 Ländern vertreten.

In den letzten Jahren hatte die Messe als "Viennafair" an wechselnden Terminen im Oktober in der Messe Wien stattgefunden. Ende 2014 beschloss das Team rund um die künstlerische Leiterin Christina Steinbrecher-Pfandt, zugunsten eines fixen Termins am letzten Septemberwochenende künftig Standort und Name zu wechseln. Ob sich der Schritt gelohnt hat?

Ausstelungsraum in Wiener Marx Halle, der ehemaligen Rinderhalle

Vienacontemporary in der Wiener Marx Halle

Vienacontemporary/Aleksander Murashkin

Kulturjournal, 25.9.2015

Heller, freundlicher und weitläufiger präsentiert sich der neue Standort Marx Halle auf den ersten Blick: Die weißen Kojen fügen sich harmonisch in das historische Backsteingebäude mit seiner schmiedeeisernen Deckenkonstruktion. Mitte Dezember hat die künstlerische Leiterin Christina Steinbrecher-Pfandt gemeinsam mit ihrem Team beschlossen, zugunsten eines festen Termins Ende September, weg von der Reed-Messe zum neuen Standort zu wechseln. Durch den fixen Herbsttermin soll ein fixer Platz im internationalen Kunstkalender erreicht werden, und damit eine gefestigte Position und größere Konkurrenzfähigkeit am internationalen Kunstmarkt.

Den Namen, den die Reed GmbH auf Lizenz vergibt diesen Namen musste man für den Wechsel freilich zurücklassen. Die Sponsoren und Galeristen sind dem Team dennoch treu geblieben, trotz der etwas schwierigen Erreichbarkeit der Halle. Der Termin scheint insgesamt allen entgegenzukommen.

Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa

Der Schwerpunkt der Messe liegt weiterhin auf Mittel- und Osteuropa. Wie gewohnt sind Deutschland, Russland und Rumänien besonders stark vertreten. Zum Beispiel die Galerie Plan B mit Sitz in Cuj und Berlin, die vor allem wegen des günstigen Ortes zwischen ihren beiden Galerien nach Wien kommt.

Die strategisch günstige Lage soll künftig noch mehr genutzt, der Austausch zwischen West und Ost weiter forciert werden. Schwerpunktland ist diesmal Bulgarien, das 52 Künstler mit dicht gehängten Arbeiten und Publikumsgesprächen präsentiert.

Insgesamt ist die Messe am ersten Tag mäßig besucht, der großzügige Raum wirkt dadurch noch größer. Der Berliner Galerist André Schlechtriem von der Galerie Dittrich & Schlechtriem erhofft sich zum Wochenende größeren Andrang. Er kommt mit einem Konzept, das viele Galeristen hier anwenden: Große Namen als Eyecatcher werden gemeinsam mit jungen Künstler präsentiert.

Eine Mischung, die Lust auf Entdeckungen macht, aber auch ein wenig bieder anmutet. Offenkundig aber ein Ansatz der Galerien, einem allgemeinen Trend zu begegnen, den Klaus Thomann beklagt. Gerade dieser Entwicklung wolle man entgegen wirken: In der „zone 1“ gibt es Einzelpräsentationen junger, internationaler Künstler.

Film- und Videokunst

Im eigens eingerichteten Kino läuft erstmals eine von Olaf Stüber kuratierte Serie von Film- und Videokunst. Eine Antwort auf die steigende Nachfrage der Sammler und Galeristen, erklärt Steinbrecher-Pfandt, die sich für die Zukunft der Messe noch stärkeres Wachstum wünscht, und zwar nicht unbedingt in Hinblick auf die Anzahl der vertretenen Galerien. Bis die großen, internationalen Sammler aber den Weg nach Wien gefunden haben, setzt man auf spezielles Service für alle Gäste. Auch regionale Besucher mit Augenmerk auf das nieder- und mittelpreisige Segment sollen sich gut bedient wissen.

Fazit: Die Standortwahl war richtig, das Ambiente hat wesentlich gewonnen. Die präsentierten Werke überzeugen durchwegs durch hohe Qualität. Mit Ausnahme einiger weniger Eyecatcher und greller Werke regieren aber dezente Farbtöne und das, was man in der Mode gemeinhin "tragbar" nennen würde. Brav, und ein bisschen langweilig.