Sofortige Deutschkurse für Asylwerber gefordert

Der am Donnerstag vorgestellte Integrationsplan sieht als wesentlichen Punkt Deutschkurse für Asylberechtigte vor. Aber bis jemand vom Asylwerber zum Asylberechtigten wird, verbringt er oft Monate und Jahre in Österreich. Hilfsorganisationen fordern deshalb, dass Asylwerber sofort einen Deutschkurse besuchen können, sobald sie den Asylantrag gestellt haben.

Morgenjournal, 20.11.2015

"Keine systematische Förderung"

Wer einen Asylantrag stellt, soll möglichst rasch einen Deutschkurs bekommen, sagt Alexander Pollak von SOS Mitmensch. Und nicht erst, wenn der Asylstatus zuerkannt wird: "Wenn jemand Glück hat, dann kann er bei einer NGO einen Kurs besuchen oder es gibt Ehrenamtliche, die Deutschkurse anbieten. Bis jetzt gibt es keine systematische Förderung zum Beispiel des Integrationsministeriums."

Die Diakonie ist eine der Hilfsorganisationen, die Asylwerbern gratis Deutsch beibringen. Mit unentgeltlich arbeitenden Lehrerenden in kostenlos überlassenen Räumen, etwa von den Pfarren. Sabine Racketseder von der Diakonie sagt, diese Kurse hätten sich bewährt: "Es ist so, dass es hauptsächlich Syrer, Afghanen, Iraker sind. Das heißt, die werden in Österreich bleiben. Da ist jeder Tag, den man zu spät anfängt, Deutsch zu lernen, fast ein verlorener Tag."

ÖGB fordert kostenlose Kurse

Auch der Gewerkschaftsbund fordert in seinem Positionspapier zur Flüchtlingskrise kostenlose Deutschkurse für Asylwerberinnen, sagt Alexander Prischl vom ÖGB: "Für uns ist es wichtig, dass jeder, der vorhat oder wo die Chance groß ist, dass er in Österreich Aufenthalt bekommt, auch die entsprechende Deutschausbildung bekommt."

Alev Korun, Integrationssprecherin der Grünen, sagt: "Nachdem die Asylverfahren leider noch immer sehr sehr lange dauern, sollten wir uns als Gesellschaft die Frage stellen: Wollen wir, dass jemand zwei, drei, vier Jahre nicht einmal die Sprache lernen darf?"

Kurz: "Kurse nicht für alle"

Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP), der verpflichtende Deutschkurse für Asylberechtigte will, kann sich auch Kurse für Asylwerber vorstellen, allerdings nicht für alle: "Beim Syrer, wo wir wissen, dass die Chance bei 80-90 Prozent liegt, dass er einen positiven Bescheid bekommt, ist es sinnvoll, den Spracherwerb schon während des Asylverfahrens zu fördern. Beim Kosovaren, wo wir wissen, dass seine Chance, in Österreich bleiben zu dürfen, gegen Null geht, wäre das nicht sinnvoll."

Nach Herkunftsland zu unterscheiden, hält Alexander Pollack von SOS Mitmensch allerdings für problematisch: "Jeder Asylsuchende hat eine Chance auf ein faires Asylverfahren und auch eine Chance darauf, in Österreich bleiben zu können. Daher sollte es für alle, die Deutschkurse besuchen wollen, auch die Möglichkeit dazu geben."

In Wien etwa sind seit Oktober Basis-Deutschkurse für alle Asylwerberinnen geöffnet, heißt es aus dem Büro von Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Für nächstes Jahr sind hier zusätzliche Gelder für Deutschkurse für Asylwerber und Asylberechtigte angekündigt.