Weiterer Mobbing-Fall am AKH-Wien
Nach der Klage einer Ärztin gegen das AKH Wien, melden sich immer mehr Mediziner, die sagen, auch Opfer gewesen zu sein. Unter ihnen auch Christian Kermer: Er hat vor 12 Jahren am AKH für Aufsehen gesorgt, weil er die weltweit erste Zungentransplantation durchgeführt hat. Danach, so sagt er, war er schwerstem Mobbing ausgesetzt. Kermer hat geklagt, ist heute rehabilitiert und wieder an seiner Abteilung.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 9.12.2015
2003 war Christian Kermer plötzlich ein berühmter Mann. Unter seiner Leitung hat ein Ärzteteam die weltweit erste Zungentransplantation durchgeführt. Danach, sagt er heute, ist mein Chef mit dem Erfolg um die Welt gereist. Bei einer Einladung nach London zum Royal College of England wollte der Chef auch hinfahren, Kermer sagte da nein, er selbst wolle hinfahren. Da kam es zum Bruch.
Es folgten: ein Kinderoperationsverbot, ein generelles Operationsverbot - alles ohne Begründung, sagt Christian Kermer. Er zog sich in die Ambulanz zurück, bekam später noch ein Kontaktverbot zu Patienten und danach noch ein Journaldienstverbot, eine Haupteinnahmequelle der Ärzte.
Insgesamt 33 Monate war dieses Berufsverbot aufrecht, berichtet der Arzt. Hilfe habe er bei den vielen Stellen, an die er sich gewandt habe, keine bekommen. Gegen den Klinikvorstand könne man nichts machen, so die Rechtsabteilung. Obwohl ich das eigentlich nicht wollte, habe ich dann geklagt, sagt Christian Kermer. Nach einem Jahr kam von der Juristenkommission im Bundeskanzleramt die Feststellung, dass die Weisungen rechtswidrig seien. Daraufhin kam es zur Amtshaftungsklage und er wurde rehabilitiert.
Das Verfahren hat mit einem Vergleich geendet, aber so gut wie alle meine Forderungen wurden erfüllt, so der Arzt. Bei der Medizinischen Universität Wien heißt es: es habe sich hier nicht um Mobbing gehandelt sondern um einen Personalkonflikt, die MedUni habe einen Teil der Entschädigungszahlung übernommen. Christian Kermer ist heute wieder an seiner Abteilung tätig. Eines seiner Resumées: Solidarität von Kolleginnen und Kollegen hat es nicht gegeben, denn fast jeder ist irgendwie von irgendjemandem abhängig.