Konflikt Türkei - Irak spitzt sich zu

Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets und der daraus folgenden rauen politischen Tönen mit Moskau hat die Türkei jetzt auch mit dem Nachbarland Irak ein handfestes Zerwürfnis ausgelöst. Die Türkei hat Soldaten und auch einige Panzer zu einer Militärbasis in der Nähe der irakischen Stadt Mossul verlegt, um dort Kämpfer gegen den sogenannten islamischen Staats auszubilden. Die irakische Regierung will dies nicht genehmigt haben und hat der Türkei ein Ultimatum für den Abzug der Soldaten gestellt, was Ankara bisher ignoriert.

Morgenjournal, 9.12.2015

Aus Istanbul,

Was machen wir eigentlich im Irak fragen sich in diesen Stunden viele Türken. Außenminister Cavusoglu beruhigt: die Türkei sei doch schon länger mit Soldaten im Irak sagt er. Die bilden dort kurdische Peschmerga-Kämpfer aus für ihren Einsatz gegen die Terrormilizen des sogenannten islamischen Staates was ziemlich sicher mit der Regierung in Bagdad abgesprochen ist. Dass jetzt weitere 150 türkische Soldaten und mehr als 20 Panzer zu einer Militärbasis in der Nähe von Mossul geschickt wurden, offenbar aber nicht.

Und so regen sich die Regierenden in der irakischen Hauptstadt gehörig auf, setzen der Türkei ein Ultimatum für den Abzug der Soldaten und wollen den UNO-Sicherheitsrat anrufen, mit Unterstützung aus Moskau, das seit dem Abschuss eines ihrer Jets durch die türkische Luftwaffe Ankara in der Region ausbremsen will.

Lässt die Türkei wieder nur die Muskeln spielen oder will man ganz konkret einen neuen Stützpunkt im Kampf gegen die kurdische PKK aufbauen, deren Führer in den nordirakischen Kandil-Bergen ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben? Niemand kann dies derzeit beantworten. Fest steht aber, dass die Türkei mit der befreundeten kurdischen Regionalregierung im Nordirak wiederholt Deals ausgemacht hat ohne die Zentralmacht in Bagdad zu fragen. Ebenso, dass das türkische Engagement im Nordirak zunehmend den Zorn der Machthaber im Iran auf sich zieht, die die schiitische Zentralregierung in Bagdad stützen oder – je nach Lesart - dominieren. Und so ist längst nicht nur Syrien, sondern auch der Irak zum Spielball von Groß- und Regionalmächten geworden.

Die Türkei hat dabei klar zu verstehen gegeben: man will in beiden Ländern bei der Neuordnung Mitsprache. Kritiker sagen, die Nahost-Politik Ankaras sei mit den neuen Problemen im Irak nun endgültig gescheitert. Null-Probleme mit den Nachbarn hatte der frühere Außenminister und jetzige Premier Davutoglu einst als Devise ausgegeben: davon, so scheint es, ist wenig übrig geblieben.