"Valley of Love" mit Depardieu und Huppert
Isabelle Huppert und Gérard Depardieu, zwei Stars des französischen Kinos, sind erstmals nach 35 Jahren wieder gemeinsam auf der Leinwand zu sehen. In Guillaume Niclouxs Film "Valley of Love - Tal der Liebe" spielen sie ein geschiedenes Elternpaar, das auf Wunsch des verstorbenen Sohnes gemeinsam in den kalifornischen Death-Valley-Nationalpark reist.
11. Juli 2017, 02:00
FILMLADEN FILMVERLEIH
Die Rollen brachten den beiden eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin und bester Hauptdarsteller beim diesjährigen französischen Filmpreis César ein, der Ende Februar verliehen wird. Für Gérard Depardieu, der zuletzt eher wegen provokanter Wortmeldungen als aufgrund filmischer Erfolge für Schlagzeilen sorgte, stellte er eine Art künstlerische Rehabilitation in seiner Heimat Frankreich dar.
Mittagsjournal, 8.2.2016
"Ein gelungenes Stück Schauspielkunst"
In einer nicht gerade noblen Bungalowanlage mitten im Death Valley treffen Isabelle und Gérard viele Jahre nach ihrer Scheidung wieder aufeinander. Vor sechs Monaten hat sich der gemeinsame Sohn das Leben genommen, und in seinem Abschiedsbrief die Eltern hierher gelotst.
Wenn sie miteinander seiner Route folgen, wird er ihnen am Ende der Reise noch einmal begegnen, so die Prophezeiung des Verstorbenen, der die Handlung aus dem Jenseits unsichtbar zu lenken und zu dirigieren scheint, und den sie offenbar kaum gekannt haben, wie sich herausstellt.
"Die ganze Geschichte hat viel mit der gescheiterten Beziehung zwischen dem Sohn und seinen Eltern zu tun", erklärtn Isabelle Huppert: "Er ist die ganze Zeit über anwesend und eigentlich ist er der wahre Regisseur des Films. Die Eltern sind nur Akteure, wie Marionetten. Die wahre Kraft geht von ihm aus."
Skeptisch, widerwillig, aber pflichtbewusst absolvieren sie also das kräftezehrende Sightseeing-Programm in mysteriöser Landschaft und glühender Hitze, ohne zunächst die immer unheimlicheren Zwischenfälle zu beachten, die ihnen dabei widerfahren. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen vorerst die Differenzen zwischen den beiden, die über die Jahre noch größer geworden sind.
Filmisches Kammerspiel
Es ist die erste gemeinsame Filmarbeit von Huppert und Depardieu seit über Jahren. Für Isabelle Huppert gleicht sie einer chemischen Versuchsanordnung: "Sie bringen zwei französische Schauspieler an diesen Ort mitten in der Wüste und schon kommt dabei etwas Interessantes heraus."
Ein Gedanke, dem auch Regisseur Guillaume Nicloux in seinem Regiekonzept folgt. Er hat das filmische Kammerspiel ganz auf die beiden Protagonisten zugeschnitten und spielt bewusst mit autobiografischen Parallelen, von den Namen über die Bekanntheit bis zur Physiognomie der beiden.
"Fast wie eine spirituelle Erfahrung"
Lange Einstellungen und Kamerafahrten, knappe Dialoge und viele Momente des Stillstands prägen den Rhythmus des Films und Nicloux lässt seinen Protagonisten viel Freiraum, um sich schauspielerisch auszubreiten. Im Laufe der Handlung fällt Schale um Schale von ihnen ab, bis schließlich der fragilen Kern der Figuren freigelegt wird. Die karge Landschaft und die erdrückenden Temperaturen werden dabei zum Symbolbild und gleichzeitig zum Katalysator für ihre innere Entwicklung, und sie stellten auch beim Dreh eine Herausforderung dar, erzählt Isabelle Huppert: "Diese Hitze übersteigt jegliche Vorstellung. Sie hört nie auf, auch in der Nacht kühlt es nicht ab. Diesen Film zu machen, war also auch eine körperliche Anstrengung, es war fast wie eine spirituelle Erfahrung."
"Valley of Love" ist vor allem ein gelungenes Stück Schauspielkunst, in dem sich Huppert und Depardieu einmal mehr als Meister ihres Faches präsentieren. Der etwas holprigen Handlung, in die ihr grandioses Spiel eingebettet ist, hätte allerdings ein wenig mehr Stringenz und Straffheit gut getan.