Ein Fest der österreichischen Literatur
gehört gelesen: Der Ö1 Literaturabend
Am Freitagabend lud Ö1 zu einem Fest der österreichischen Literatur: Michael Köhlmeier, Valerie Fritsch, Eva Rossmann, Bernhard Aichner und Thomas Glavinic entführen Sie in die Welt der Erzählkunst und lasen Auszüge aus ihren wichtigsten Werken. Musikalisch begleitet wurden sie dabei von stimmungsvollen Arrangements der zeitgenössischen Volksmusik-Formation Alma.
18. April 2016, 12:03
Martina Draper
"Ich war ein Bibliomane, da kannte ich noch keinen einzigen Buchstaben. Ich liebte Bücher. Bücher versetzten mich ebenso in Aufregung, wie sie mich beruhigten." Dieses Geständnis einer frühen Obsession stammt von Michael Köhlmeier. Er war einer von fünf prominenten österreichischen Autorinnen und Autoren, die das Publikum des Ö1 Club Festivals am Freitagabend in die spannende Welt der Literatur entführten.
In seinem neuen Roman "Das Mädchen mit dem Fingerhut" berichtet der Vorarlberger Meistererzähler von der kindlichen Kraft des Überlebens. Ein kleines, elternloses Mädchen streift verlassen durch eine Großstadt. Was wie ein Märchen anmutet, ist zugleich eine hochaktuelle, berührende Schilderung vom Los eines verwaisten Flüchtlingskinds, von seinen Verständigungsschwierigkeiten und seiner Verlorenheit.
Krimis und Kopfkino pur
Mit Spannung pur konnte auch Eva Rossmann beim Ö1 Literatur-Fest aufwarten. Wenn sie nicht gerade einen neuen Mira-Valensky-Krimi schreibt, kocht sie in Buchingers Gasthaus Zur Alten Schule auf, oder ist in einem Studio im Wiener Funkhaus anzutreffen. Denn Eva Rossmann moderiert abwechselnd mit Oliver Baier die Ö1 Sendung Café Sonntag. "Fadenkreuz" heißt ihr neuer Roman, ein intelligenter Krimi über die Machenschaften der Textilindustrie, über Geiz und Gier in Ost und West.
Die Spannung geht weiter
Die Vorliebe für optische Ausdrucksformen teilt sie mit dem Tiroler Krimi-Autor und Fotografen Bernhard Aichner. Seine rasanten, raffinierten Gruselschocker, etwa "Totenfrau", oder zuletzt "Totenhaus", standen in Österreich und Deutschland monatelang auf den Bestsellerlisten und wurden bereits vielfach übersetzt. "Totenhaus" von Bernhard Aichner liegt irgendwo zwischen "Shining" und "Alice im Wunderland" auf Speed. Betörend verstörend schön", urteilte die 3-Sat-Kulturzeit. Dem Ö1 Publikum ist Aichner zudem als Hörspielautor vertraut. Sein Stück "Play" über einen jungen Tiroler Chirurgen, der im Auto seines Großvaters eine alte Tonband-Kassette mit brisantem Inhalt findet, belegte bei der Kür zum Ö1 Hörspiel des Jahres heuer den beachtenswerten zweiten Platz.
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Die jüngste im Bunde
In einer Welt, die bereits ganz aus den Fugen geraten ist, spielt der Roman "Winters Garten" der aus Graz stammenden, vielgelobten Nachwuchsautorin Valerie Fritsch. Ihr Buch landete gleich nach Erscheinen auf Platz 1 der ORF-Bestenliste. Anhand einer Familie, die vor der drohenden Apokalypse in eine Selbstversorger-Kolonie entfliehen will, beschreibt Fritsch Liebe und Vergänglichkeit und ergründet das große Geheimnis menschlicher Existenz.
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Zu später Stunde stellte sich dann Thomas Glavinic mit seinem furiosen neuen Roman "Der Jonas-Komplex" auf der Ö1 Literatur-Bühne im MQ ein. Glavinic schildert darin ein Jahr im Leben eines Wiener Schriftstellers – zwischen Drogen, Alkohol und Frauen. Manche der Figuren scheinen direkt aus einem Tarantino-Film entsprungen zu sein.
Alles in allem also: Kopfkino pur! Für den passenden Soundtrack sorgte die Wiener Volksmusik-Formation ALMA, die zwischen den Lesungen aufspielte. Mit großer Leichtigkeit, Leidenschaft und Fantasie, vor allem aber auch mit Augenzwinkern, ließen die Ensemble-Mitglieder aus den Wurzeln der traditionellen Volksmusik ganz vielfältige musikalische Triebe und Blüten wachsen.
Text: Doris Glaser
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Service
Museumsquartier
Halle E + G
Freitag 15. April 2016 um 20.15 Uhr, Halle E im MuseumsQuartier Wien