Imre Kertesz ist tot

Der ungarische Schriftsteller Imre Kertesz ist am Donnerstag 86-jährig gestorben. 2002 erhielt er den Literaturnobelpreis, seine Romane galten da bereits als Teil des literarischen Kanons des 20. Jahrhunderts. In seinem Hauptwerk "Roman eines Schicksallosen" hat er seine Erfahrungen im Konzentrationslager Buchenwald verarbeitet.

Imre Kertesz

AP/LASZLO BELICZAY

Kulturjournal, 310.3.2016

Kertesz hat im Alter von 14 Jahren die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald überlebt. Er kehrte nach der Befreiung nach Budapest zurück und blieb dort für die nächsten 50 Jahre. Lebte von journalistischer Tätigkeit, Texten für Musicals oder das Theater - und von Übersetzungen aus dem Deutschen. Kertesz hat unter anderem Schnitzler, Freud, Wittgenstein und Canetti ins Ungarische übersetzt.

Währenddessen entstand abseits öffentlicher Anerkennung sein schriftstellerisches Werk, das in Ungarn wie international erst nach der Wende 1989 allmählich entdeckt wurde. Als man Imre Kertesz 2002 den Literaturnobelpreis verlieh, galten seine Romane schon als Teil des literarischen Kanons des 20. Jahrhunderts.

Abschlussband der Tagebuchnotizen

Der Rowohlt-Verlag wird im Herbst den Abschlussband von Kertesz' Tagebuchaufzeichnungen auf Deutsch herausgeben. Unter dem Titel "Der Betrachter" wird der Band seine Tagebuchnotizen aus den Jahren 1991 bis 2001 enthalten. Im "Galeerentagebuch", den Aufzeichnungen von 1961 bis 1991, hatte Imre Kertesz ja der Rolle des Individuums im Kommunismus nachgespürt, im Tagebuchband "Letzte Einkehr" die Jahre zwischen 2001 und 2009 reflektiert.