Panama Papers: erste politische Opfer

Gianni Infantino, der neue FIFA-Chef, der einen Neustart des Internationalen Fußballverbandes versprochen hatte, kommt im Zusammenhang mit dem Verkauf von Fußball-Übertragungsrechten ins Zwielicht. Infantino zeigt sich in einer schriftlichen Stellungnahme "bestürzt" und versteht nicht, wie an seiner Integrität gezweifelt werden könne. Unterdessen fordern die Leaks aus Panama die ersten politischen Opfer - ein hochrangiges - und ein weniger prominentes.

Morgenjournal, 6.4.2016

Es ist einer der einflussreichsten Politiker bei den ungarischen Sozialdemokraten: Laszlo Boldvai. Der ehemalige Schatzmeister der Sozialdemokraten und Parlamentsabgeordnete muss nun seinen Hut nehmen.

Laut Panama-Papers besitzt seine Frau zwei undeklarierte Offshore-Firmen auf den Pazifikinseln Samoa, sowie über ein Konto in Zürich, von dem Geld zu eben diesen Firmen floss.
Boldvai, der bis zuletzt für die Finanzen seiner Partei in Ungarn zuständig war, bestreitet die Angaben nicht und hat nun alle seine Parteiämter zurückgelegt, sowie sein Parteimitgliedschaft bei den Sozialdemokraten ausgesetzt.

In Island bringen die Enthüllungen der Panama-Papers gleich die gesamte Regierung ins Wanken: nach tagelangen Protesten vor dem Parlament ist Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson gestern Abend zurückgetreten: "Der Druck der Öffentlichkeit war zu groß, er hat letztlich darauf gehört, sagt sein voraussichtlicher Nachfolger als Premierminister Sigurdur Johansson am Abend.

Das Firmenkonstrukt, über das der isländische Premier gestolpert ist, dürfte Modellcharakter haben: Offshorefirmen, die offiziell der Ehefrau gehören. In den konkreten Fall, waren es 2 auf den britischen Jungferninseln, jahrelang sollen dorthin Millionen geflossen sein.

Als Gunnlaugsson am Sonntag darauf im Fernsehen angesprochen wurde, verließ er einfach die Sendung. Die Empörung unter den Isländern war enorm: Am Montag kam es in Reykjavik, zu den bisher größten Protesten in der Geschichte des Landes.

Wie es nach dem Rücktritt des Premiers weitergeht in Island, ist offen: ob es zu vorgezogenen Neuwahlen kommt oder die bisherige Regierung einfach unter einem neuen Premier weitermachen kann, das soll in den kommenden Tagen entschieden werden.