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Betrifft: Geschichte
Freibeuter der Meere. Piraten
"Pirat" - dieser Begriff löst von der Antike an bis in die Gegenwart hinein in den verschiedensten Sprachen und Regionen Angst und Schrecken unter Seeleuten wie Küstenbewohnern aus.
25. Mai 2017, 02:00
Das Wort entstammt dem griechischen "peiratés", beziehungsweise dem lateinischen "pirata" - eine Person, die sich zur See oder im Küstenraum gewaltsam des Besitzes anderer Personen oder sogar der Personen selbst, zum Zweck der Lösegelderpressung, bemächtigt.
Blackbeard
Edward Teach (ca. 1680 bis 1718) war einer der berüchtigtsten Piraten. Zunächst plünderte er für England feindliche Schiffe in der Karibik, dann segelte er unter eigener Flagge und war schon bald gefürchtet. Legendär wurde er durch sein furchteinflößendes Aussehen. Er knüpfte sich brennende Lunten an den langen schwarzen Bart, an seiner Kleidung hingen Pistolen und Messer. 1718 starb Blackbeard im Kampf.
Wer im Laufe der Zeit als Pirat bezeichnet wurde, war also immer auch eine Frage der Perspektive. So waren die mit Kaperbriefen ausgestatteten Freibeuter, die im Auftrag eines Staates fremde Schiffe und Häfen überfielen für die eine Seite Seehelden für die andere Seite Piraten. So kämpften im Mittelmeer Piraten ab Ende des 11. Jahrhunderts im "Heiligen Krieg" zwischen Muslimen und Christen. Auf beiden Seiten gab es Piraten, die die Schiffe des Feindes angriffen.

Anne Bonny
Sie war die berüchtigtste Piratin der Geschichte und eine der Hauptbedrohungen für den Seehandel in der Karibik. Zusammen mit Mary Read heuerte sie als Mann verkleidet auf dem Schiff des legendären Piraten Calico Jack Rackham an, der wusste, dass die beiden Frauen waren. Als Rackhams Schiff von einem Piratenjäger aufgebracht wurde versteckte sich Rackham, während die beiden Frauen an Deck kämpften. Von Anne Bonny sind die Worte überliefert, die sie Calico Jack bei seiner Hinrichtung sagte: "I'm sorry to see you here, Jack, but if you'd have fought like a man you needn't hang like a dog." ("Es tut mir leid, dich hier zu sehen, Jack, aber wenn du wie ein Mann gekämpft hättest, müsstest du jetzt nicht wie ein Hund hängen.")
Das Piratentum blühte vor allem dort, wo Handelsrouten durch Meerengen oder zwischen Inselgruppen hindurchführen – in Nord- und Ostsee ebenso wie im Mittelmeerraum oder der Karibik. Bereits in der Antike betrieben alle seefahrende Völker Piraterie. Zunächst an den Küsten, mit der Entwicklung des Schiffbaus im 6. Jahrhundert v. Chr., dann auch auf hoher See.
Im Mittelalter waren nicht nur die Wikinger der Schrecken der Nord- und Ostsee, sondern auch der Freibeuter Klaus Störtebeker. Er wurde schließlich von der Hanse, deren Seehandel mit England und Holland von Störtebeker stark gefährdet wurde, gefangen und hingerichtet.
Klaus Störtebeker
Er lebte (circa 1360-1401) und war der gefürchtetste Pirat in der Nord- und Ostsee. Seinen Namen soll er wegen seiner Trinkfestigkeit bekommen haben (aus dem Niederdeutschen von "stürz den Becher"). 1401 wurde Störtebeker gefangengenommen und zusammen mit 70 Gefährten hingerichtet. Der Legende nach wurde ihm zuvor aber noch ein Wunsch erfüllt: Jeder seiner Männer, an denen er ohne Kopf noch vorbeilaufen konnte, sollte vom Henker verschont werden. Elf Männern soll er so das Leben gerettet haben - dann stellte ihm der Henker ein Bein.
Moderne Piraten
Die heutigen Piraten agieren immer noch in den gleichen Gewässern – überwiegend in Meerengen und in Inselreichen Gebieten. Mit modernen Schnellbooten und Waffen überfallen sie vorwiegend Tanker und Containerschiffe, aber auch Kidnapping und Lösegelderpressung nimmt immer mehr zu.
Am stärksten von Pirtenüberfällen sind Frachter oder Tankschiffe für Chemieprodukte betroffen. Containerschiffe sind vergleichsweise selten Ziel von Überfällen, denn sie fahren oftmals mit für die Schifffahrt vergleichsweise hoher Geschwindigkeit durch die Gefahrengebiete.

APA
Das "Piracy Reporting Center", eine Unterorganisation der Internationalen Handelskammer mit Sitz in Kuala Lumpur, verfolgt alle Piratenüberfälle auf der ganzen Welt. Im Piraterie-Report für das Jahr 2016 werden weltweit 191 Piratenangriffe angeführt. Obwohl die Piraterie damit den niedrigsten Stand seit 1998 erreicht hat, wurden 2016 mehr Crewmitglieder gekidnappt als in den vergangenen zehn Jahren zusammen.
Mehr als die Hälfte wurde vor der Küste von West Afrika gefangen, 28 Menschen wurden von Schlepperbooten, Fischerbooten, Barkassen und Handelsschiffen in den Gewässern von Malaysia und Indonesien entführt.
2016 wurden 150 Schiffe gekapert, zwölf wurden angezündet, sieben wurden entführt und 22 Angriffe wurden abgewehrt. Ein Kidnapping-Hotspot ist der Golf von Guinea. 2016 wurden dort 34 Crewmitglieder und drei Schiffe entführt.
Live Piracy & Armed Robbery Report 2017
Piracy Reporting Center - Die Tabelle gibt einen Überblick über die jüngsten Piratenattacken weltweit
IMB Piracy & Armed Robbery Map 2017
IMB Piracy Reporting Centre - Die Karte zeigt alle Piratenüberfälle, die dem IMB Piracy Reporting Centre 2016 gemeldet wurden.