Maxim Paster (Sinowi Borissowitsch Ismailow) während der Fotoprobe zu Dimitri Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk"

APA/BARBARA GINDL

Interview

Maxim Schostakowitsch: "Sterben war allgegenwärtig"

Warum hat Stalin die Oper "Lady Macbeth von Mzensk" verbieten lassen? Und war ihr Komponist Dmitri Schostakowitsch aus Feigheit zu Kompromissen gegenüber dem Regime bereit? Darüber sprach Ö1 mit dem Sohn des Komponisten, dem Dirigenten Maxim Schostakowitsch.

Selten hat eine Musik politische Gewalt und die Leiden ihrer Opfer so auf den Punkt gebracht wie "Lady Macbeth von Mzensk". Die Oper des damals jungen Dmitri Schostakowitsch wurde 1932 mit großem Erfolg uraufgeführt, und war in der bereits stalinistischen Sowjetunion ein Renner. Bis Stalin 1936 eine Aufführung besuchte. Danach erschien in der Prawda der berühmte Verriss unter dem Titel "Chaos statt Musik". Schostakowitsch musste ab dem Moment um sein Leben fürchten.

Unter der musikalischen Leitung von Mariss Jansons, inszeniert von Andreas Kriegenburg, hat die "Lady Macbeth von Mzensk" bei den Salzburger Festspielen Premiere. Aus diesem Anlass hat Moskau-Korrespondentin Carola Schneider Maxim Schostakowitsch in seinem Wohnort unweit von Sankt Petersburg aufgesucht. Der 79-Jährige ist ebenfalls Dirigent und als solcher ein führender Interpret der Musik seines Vaters. Im Beitrag spricht er über die "Lady Macbeth", und damit über eine Ära, die er als Kind miterlebt hat.

Kulturjournal, 2.8.2017

Carola Schneider

Auszüge aus dem Gespräch

"Niemand hat uns etwas erzählt, aber wir hatten genug Einfühlungsvermögen. Es war alles klar, wenn die Eltern geschwiegen haben, als wir fragten, warum ein Freund des Vaters nicht mehr auftaucht."

"Mein Vater hat einmal gesagt: 'Es reicht nicht, ein Werk zu schreiben, man muss es schützen können.' Aber wie? Man musste sich irgendwie durchschlängeln. Zum Beispiel indem er wie ein Affe auf Veranstaltungen prosowjetische Reden halten musste. Er tat es nicht, um sich selbst zu schützen, sondern seine Musik und andere Menschen." Maxim Schostakowitsch

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