APA/GEORG HOCHMUTH
Russmedia in Vorarlberg
Der behutsame Monopolist
Kein anderes Bundesland in Österreich wird so von einem Verlagshaus dominiert wie Vorarlberg. Die Russmedia hat in der Vorarlberger Medienszene das unbestrittene Sagen. Mit der beispiellosen Marktmacht will man behutsam umgehen, sagt der Chefredakteur der "Vorarlberger Nachrichten", Gerold Riedmann, im #doublecheck-Interview mit Stefan Kappacher.
20. Oktober 2017, 02:00
RUSSMEDIA
Mediengebäude, Schwarzach
95 Prozent der Vorarlberger werden täglich von Medien der Russmedia erreicht. Gerold Riedmann, seit 2015 Chefredakteur der "Vorarlberger Nachrichten", versucht, die Monopolstellung von Russmedia zu relativieren. Er betont, dass die Medien aus dem Hause Russ – von "Vorarlberger Nachrichten", über VOL.at bis "Neue Vorarlberger Tageszeitung" - im Wettbewerb zueinander stünden. "Es sind eigenständige Redaktionen, allesamt mit eigenständigen Chefredakteuren, die im Prinzip - ohne Rücksicht zu nehmen - ihr eigenes Medium vorantreiben", so Riedmann.
Gerold Riedmann ist selbst Digitalchef, Mitglied der Geschäftsführung von Russmedia und Chefredakteur der "Vorarlberger Nachrichten". Für Riedmann funktioniert die interne Kontrolle, auch wenn er ein "gewisses Potential für Interessenskonflikte" sieht.
Die Zeit, in der Medien ihre Marktmacht ausgenützt hätten, sei ohnehin vorbei. Die Berichterstattung rund um die Vorarlberger Testamentsaffäre, bei der Justizmitarbeiter in Dornbirn jahrelang Testamente gefälscht hatten, sei etwa ein Beweis dafür, dass auch in Vorarlberg Missstände nicht totgeschwiegen würden. "Dass eine Machtstellung missbräuchlich verwendet würde, diese Gefahr sehe ich nicht."
Gerold Riedmann im Interview mit Stefan Kappacher, Teil 1
Wie man die "Krone" zurückdrängt
Während Bundesländer wie Niederösterreich ohne eigene Tageszeitung auskommen müssen und von der Bundeshauptstadt und deren Boulevard bedient werden, schneidet die "Kronen Zeitung" in Vorarlberg im bundesweiten Vergleich mit Abstand am schlechtesten ab. Österreichweit hat sie eine Reichweite von über 30 Prozent, in Vorarlberg laut aktueller Media-Analyse nur 5,1 Prozent. Riedmann streicht auch die starke Online-Performance von "Vorarlberg online" als digitales Standbein der Landeszeitung hervor. Die "Vorarlberger Nachrichten" hätten eine tiefe Verwurzelung und eine hohe Relevanz. "Die VN haben in der Vergangenheit für Vorarlberg erhebliche Dinge erreicht", sagt Riedmann.
Gerold Riedmann im Interview, Teil 2
"Es besteht eine Distanz"
Eine allzu enge Verwebung zwischen Politik und Medien in Vorarlberg kann Riedmann trotz der Monopolstellung der Russmedia-Blätter nicht orten. Er verweist auf den geringen Anteil der Werbung von öffentlichen Stellen in den "Vorarlberger Nachrichten". Dieser beträgt laut Riedmann nur sechs Prozent. Daher sei man wirtschaftlich von der Politik unabhängig. "Ich kriege keinen Anruf am Donnerstagabend, was am Samstag an Kommentaren im Blatt zu sein hat. Wir autorisieren auch Interviews nicht", sagt Gerold Riedmann.
Gerold Riedmann im Interview, Teil 3