Tom Hanks

AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS

Schräge Typen

Kurzgeschichten von Tom Hanks

Man kennt ihn als einen der profiliertesten Charakterdarsteller Hollywoods, der von Forrest Gump bis zum NASA-Astronauten schon alles gespielt und in jedem Genre reüssiert hat. Jetzt ist er aber doch noch einmal in eine ganz neue Rolle geschlüpft - und zwar in die des Schriftstellers. Dieser Tage erscheint Hanks erstes Buch, der Erzählband "Schräge Typen".

Mittagsjournal | 29 01 2018

Wolfgang Popp

Einmal Mond und retour

Geschrieben hat Tom Hanks im Laufe seines Lebens schon einiges: Drehbücher, allein und im Team, einmal einen Essay über die Bedeutung Gary Coopers als Schauspieler, und dann 2014 eine Kurzgeschichte, die im "New Yorker" veröffentlicht wurde. Die heißt "Alan Bean plus vier" und gab den Startschuss zu dem Erzählband "Schräge Typen".

Es ist die genauso schräge Geschichte von vier Freunden, die von ihrem Vorgarten aus zu einer Mondumrundung starten. Tom Hanks: "Ich bin kein Zyniker. Ich bin zu 49 Prozent Pessimist und vertraue zu 51 Prozent, dass eine Sache gut ausgeht. Und das macht den kleinen großen Unterschied aus und sorgt auch für den Tonfall in meinem Buch."

Und deshalb dürfen die vier Freunde auch heil auf die Erde zurückkehren. Bis sie und die anderen Geschichten aber auch heil in den Buchhandlungen gelandet sind, war es ein weiter Weg. Tom Hanks: "Wenn jemand dein Manuskript liest und dir sagt, manches hat mir gefallen, eine ganze Menge funktioniert aber einfach nicht, bringt es nichts, beleidigt eine Diskussion vom Zaun zu brechen. Da heißt es hinsetzen und schauen, dass der Text langsam besser wird. Und nach und nach findet man dann zu seiner Stimme und verliert gleichzeitig seine Unsicherheit."

Vom Kriegsveteranen zum Scheidungskind

Ganz unterschiedlich sind die Themen, die Hanks in seinem Buch aufgreift und ganz verschieden auch die Figuren, die er auftreten lässt. Da kämpft gleich in der ersten Erzählung ein Mann, dem seine Gemütlichkeit über alles geht, mit den Ansprüchen seiner neuen hyperaktiven Freundin. Doch schon in der nächsten Geschichte wechselt die Stimmung und ein Weltkriegsveteran erinnert sich in der Weihnachtsnacht an seinen Fronteinsatz.

Hundert Seiten weiter erzählt Hanks von chaotischen Familienverhältnissen aus der Sicht eines zehnjährigen Kindes. Tom Hanks: "Als ich zehn Jahre alt war, waren meine Eltern beide zum dritten Mal verheiratet, und wir waren schon zum zehnten Mal umgezogen. Es war wie ein Abenteuer, verwirrte mich aber auch. Und wenn ich jetzt in meinem Schreiben in meine Kindheit zurückkehre, versuche ich, den verwirrenden Ereignissen von damals einen Sinn zu geben."

Zufallssieger

Doch so groß die Zwiste und Konflikte in den verschiedenen Geschichten auch sein mögen, Hanks spielt seine Figuren nicht gegeneinander aus: "Gewöhnlich gibt es einen Protagonisten, der versucht eine gute Sache durchzubringen und seinen Gegenspieler, der versucht, ihn davon abzuhalten. Dieser plumpe Gut-Böse-Gegensatz interessiert mich aber nicht. Da fasziniert es mich viel mehr, wenn sich zwei Menschen gegenüberstehen, beide etwa gleich klug und beide gleichermaßen darauf aus, das Richtige zu tun, und dann bekommt der eine aus unerfindlichen Gründen seinen Plan durch - und der andere nicht."

Dennoch: den hohen Anspruch darf man sich von den Geschichten jetzt nicht erwarten. Tom Hanks will unterhalten und deshalb nehmen seine schrägen Typen ein bisschen zu oft die Abkürzung zur schnellen Pointe, statt auf ihren langen Atem zu vertrauen.

Service

Tom Hanks, "Schräge Typen", Piper

Gestaltung

  • Wolfgang Popp