Julian Schnabel vor dem Fotomuseum WestLicht

JULIAN SCHNABEL

Polaroids im Ostlicht

Julian Schnabel - Der Malerstar als Fotograf

Seine meist monumentalen Bilder erreichen bei Auktionen Millionensummen, als Filmemacher hat er für sein Drama "Schmetterling und Taucherglocke" bereits den Golden Globe und den Regiepreis in Cannes gewonnen. Jetzt zeigt er in der Wiener Galerie OstLicht seine Polaroids.

Der vertraute Bösewicht

Schauspieler Mickey Rourke, mit Cowboyhut und in Gedanken versunken, Musiker Lou Reed, in langem schwarzen Mantel und mit Schwert in den Händen oder Hollywoods liebster Bösewicht Christopher Walken, der den Betrachter mit seinem Blick durchbohrt.

Mickey Rourke

JULIAN SCHNABEL

Mickey Rourke

Julian Schnabel: "Die meisten Porträtierten kenne ich sehr gut. Bei Christopher Walken hat etwa ein Magazin um Bilder angefragt, es wollte aber nicht, dass ein fremder Fotograf sie macht, und so hat er mich gebeten. In all diesen Porträts schwingt also ein tiefes Vertrauen mit und wenn sie eine besondere Qualität besitzen, dann ist es wohl diese Intimität, die sie ausstrahlen."

Schnabel ganz privat

Auf den großformatigen Polaroids sind aber nicht nur befreundete Stars und Familienmitglieder zu sehen, sondern auch sein exzentrischer rosafarbener Palazzo, den er sich mitten in Manhattan errichtet hat. Überhaupt geben die Fotos sehr intime Einblicke in sein Privatleben und Schaffen.

Julian Schnabel: "William Carlos Williams meinte einmal, dass die Wahrheit in den Dingen steckt. Für mich ist die Fotografie deshalb ein Werkzeug, um einen ganz genauen Blick auf mein eigenes Werk zu werfen: Also die Räume, die ich gestaltet, die Bilder, die ich gemalt und die Skulpturen, die ich geschaffen habe."

Eine kühlschrankgroße Kamera

Erst 2002 begann Julian Schnabel mit dem Fotografieren. Was viel mit der besonderen Kamera zu tun hatte, auf die er damals durch Zufall gestoßen war. Die Polaroid, die er verwendet, ist nämlich eine Sonderanfertigung, von der es weltweit nur sechs Stück gibt. Sie ist kühlschrankgroß, so schwer, dass sie nur auf Rollen bewegt werden kann und spuckt Sofortbilder im Format 50 mal 60 Zentimeter aus.

Julian Schnabel: "Diese Kamera besitzt noch eine andere interessante Besonderheit. Um scharfzustellen, muss man nämlich den gesamten Apparat bewegen, das Fotografieren passiert also unter Einsatz des ganzen Körpers."

Ohne Titel, Crazy People

JULIAN SCHNABEL

Geisterhaftes Licht

Eigentlich als Studiokamera konzipiert, hat Schnabel die globige Polaroid mit Vorliebe ins Freie gerollt und so ungeahnte Effekte produziert. Wie ein Schleier legt sich das Naturlicht auf die Menschen und Gegenstände und verleiht den Bildern eine beinahe gespenstische Atmosphäre. Es sei, meint Schnabel, als würden sich die Bilder selbst hinterfragen, und das sei ja nicht das Schlechteste, was ein Bild tun kann.

Zwischen Strand und Leinwand

66 ist Julian Schnabel mittlerweile, seine Tage verbringt er bevorzugt an der Leinwand, am Meer oder auf dem Surfbrett, die blau getönte Brille, das Hemd mit den Farbspritzern und die ausgelatschten Leinenschuhe scheinen sich auch, zusammen mit ihm, genau dorthin zurückzusehnen, in sein Freiluftatelier in Montauk nämlich und an den Strand. So richtig gut, sagt er, gehe es ihm eben nur im Schaffen. Vom romantischen Bild des Künstlers als Leidenden will er deshalb nichts wissen. Denn wenn die Kunst einmal keinen Spaß macht, sagt Schnabel, dann soll man es an dem Tag besser bleiben lassen.

Service

OstLicht – Julian Schnabel. Polaroids, 7. Juni bis 4. August 2018

Gestaltung

  • Wolfgang Popp