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Austria Presse Agentur

Künstliche Aufregung und Intelligenz

Die Austria Presse Agentur ist das Rückgrat der österreichischen Medien, sie versorgt die Redaktionen Tag und Nacht mit Informationen. Ein sehr wichtiger Player auf dem Medienmarkt, aber im Hintergrund. Und diese APA hat seit 1. Jänner einen neuen Chefredakteur. Ein überraschender Wechsel, sofort wurde politischer Einfluss und Umfärbung vermutet. Aber so einfach ist das nicht.

Zwei Jahre wäre der Vertrag von APA-Chefredakteur Michael Lang noch gelaufen, umso überraschender war der Rücktritt. Spekulationen über politische Hintergründe blühen. Doch Clemens Pig, Geschäftsführer der Austria Presse Agentur, tritt dem entgegen. Man sei übereingekommen, dass eine frische Kraft den neuen Newsroom der APA stemmen soll, der jetzt kommt. "Dieser Schritt ist aus völlig freien Stücken erfolgt, ich habe dem Michael Lang das auch nicht nahegelegt", sagt Pig.

Lang hat die Version gegenüber #doublecheck bestätigt, er wird künftig für Sonderaufgaben zuständig sein. Die frische Kraft an der Spitze der Redaktion ist Johannes Bruckenberger, er ist nur wenig jünger als Lang und seit dreizehn Jahren dessen Vize.

Clemens Pig

Clemens Pig, Geschäftsführer der Austria Presse Agentur

Zwölf Zeitungen und ORF als Eigentümer

Die Spekulationen haben freilich ihre Gründe, die APA ist ein mächtiges Medium, wie schon die Eigentümerstruktur zeigt – sie gehört zwölf Tageszeitungen und dem ORF und ist ein genossenschaftliches Konstrukt mit großen Gremien. Aber anders als die vielen staatliche Agenturen ist die APA unabhängig. Ein Wert, auf den Clemens Pig auch und gerade in Zusammenhang mit der gelungenen Rochade pocht. "Diese interne Besetzung ist ein ganz wichtiges Signal auch für die Unabhängigkeit der APA."

Immer wieder politische Interventionsversuche

War diese Unabhängigkeit in Gefahr, sollte jemand von außen in die Redaktion hineingesetzt werden? Nein, das könne er zu hundert Prozent ausschließen, sagt Pig. Immerhin: Im Jahr 2013, anlässlich einer Vertragsverlängerung, ist Langzeit-Chefredakteur Lang schon einmal in Frage gestellt worden, auf politischen Druck, hieß es - das hat sich aber nicht erhärtet. Politische Interventionsversuche soll es jedenfalls immer wieder geben. Clemens Pig formuliert es so: "Ich denke, dass jede große Redaktion des Landes immer wieder damit konfrontiert ist, dass bestimmte Akteure, die Teil der Berichterstattung sind, manchmal eine andere Sichtweise darauf haben."

IT-Sparte so groß wie die Redaktion

Die Austria Presse Agentur hat eine große Redaktion, 150 Leute, die pro Tag 500 Meldungen produzieren. Die APA verdient ihr Geld aber nicht mit Nachrichten, sondern mit Servern und Programmieren, sie entwickelt redaktionelle Lösungen mittels Künstlicher Intelligenz und hat eine gute wirtschaftliche Basis. Die IT-Sparte der APA ist mit 150 Mitarbeitern gleich groß wie die Nachrichtensparte, davon sind 80 Prozent Programmierer. Es gehe aber nicht darum, Journalisten durch künstliche Intelligenz zu ersetzen, sagt Clemens Pig.

Algorithmen spielen für Recherchen frei

Aber KI könne Produktionsprozesse sehr stark erleichtern, sagt Clemens Pig. "Das was derzeit noch händisch passiert wie Beschlagworten von Archiven oder das mühsame Zusammenfinden von passendem Text- und Videomaterial, das macht jetzt schon in vielen Fällen die künstliche Intelligenz – mit dem einzigen Ziel, den Journalismus für das freizuspielen, das sein Wesen und seine Stärke ist: für das Recherchieren."

Ein Riese unter den Nachbar-Agenturen

Die APA ist längst nicht nur das Nachrichten- sondern auch des IT-Rückgrat der meisten österreichischen Medienunternehmen. Sie entwickelt und verkauft IT-Lösungen für Redaktionen, das sorgt für Gewinne und ermöglicht Innovationen und Wachstum. Mit einem Umsatz von 80 Millionen Euro ist die APA-Gruppe fast doppelt so groß wie die Schweizer SDA, an der die APA noch dazu beteiligt ist. Und die deutsche Presseagentur DPA mit ihrem zehnmal größeren Markt ist mit rund 140 Millionen nicht einmal doppelt so groß wie die APA.

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