Filmplakat zu "McQueen"

2018 PROKINO Filmverleih GmbH

Filmische Hommage

"McQueen" - Erneuerer der Modewelt

In den 1990er faszinierte er als radikaler Erneuerer die Modewelt. Der Londoner Designer Alexander McQueen galt schnell als Wunderkind und begnadeter Exzentriker, der mit der Radikalität des Punk die größten Modehäuser eroberte. Ian Bonhote und Peter Ettedgui widmen ihm nun die Kinodoku "McQueen".

Morgenojurnal | 09 01 2019

David Baldinger

Givenchy verpflichtete Alexander McQueen ebenso wie Gucci. Er wurde zum umjubelten Star, der mit seinem Ruhm jedoch nicht umgehen konnte und sich mit nur 40 Jahren das Leben nahm. Bis heute wirkt die Faszination McQueens. Über eine Million Menschen strömten ins Metropolitan Museum in New York und ins Victoria & Albert Museum um eine Retrospektive seiner Arbeiten zu sehen. Diese Woche startet nun eine Kino-Doku über den Designer.

Alexander McQueen und Kate Moss

2018 PROKINO Filmverleih GmbH / ANN DENIAU

Alexander McQueen und Kate Moss

Drama, Baby!

Er war der Bad-Boy der internationalen Modeszene: Alexander McQueen. Ein Anti-Lagerfeld aus dem Londoner East End in Jeans und T-Shirt, manchmal grob und vulgär. Die stets nach dem letzten Schrei hechelnde Modewelt hatte einen neuen Darling. Und der rotzte, trotzte und spielte gekonnt mit seinem romantisch aufgeladenen Image des Gossen-Schneiders.

Vom wissbegierigen Teenager, der ohne Schulabschluss das Schneiderhandwerk in der altehrwürdigen Londoner Savile Row lernte bis zum Mode-Tycoon, der sich am Tag vor dem Begräbnis seiner Mutter erhängt, zeichnet "McQueen" die Stationen eines Dramas nach. "Wir wollten nicht nur einen Film über Mode und einen Modeschöpfer machen, sondern über die Zerbrechlichkeit menschlicher Existenzen", meint Regisseur Ian Bonhote.

Der Catwalk als intimes Tagebuch

Die meist betont majestätische Musik dazu stammt von einem Freund McQueens, dem englischen Komponisten Michael Nyman, der schon den Soundtrack zu Jane Campions "Das Piano" schrieb. Als Stützen ihres Spannungsbogens dienen Bonhote und Co-Regisseur Peter Ettegdui McQueens viel umjubelte aber auch grandios verrissene Modeschauen - sie könnten als persönliche Bekenntnisse des Designers gelesen werden. "Wir wollten seine Geschichte anhand seiner Schauen erzählen", meint Ettegdui. "McQueen selbst meinte ja: Wenn ihr mich verstehen wollt, seht Euch meine Shows an."

Stoffgewordene Fetzen aus McQueens Fantasie

Mode war für McQueen nicht nur schöner Schein, sondern musste auch die harte Wirklichkeit transportieren. "Es ist schön mit Stoffen und Gewändern zu arbeiten, aber es gibt da draußen auch eine Wirklichkeit, von der viele nichts wissen wollen. Für die ist immer alles eitel Wonne in der Welt. Ich aber will so erzählen, wie die Welt wirklich ist", meint der Designer im Film. Jahr für Jahr und Saison für Saison lieferte McQueen in manischem Tempo. Die größten Modehäuser der Welt hofierten ihn.

Seine Models schickte er in düsteren Kulissen und blutverschmiert über den Laufsteg und zerrte damit auch einen Teil seiner eigenen Abgründe vor den Vorhang. "Das war kein leichter Anblick, sondern erinnerte eher an den Anblick eines Tatorts", blickt ein Freund zurück. Diese Kleider waren keine eleganten Neu-Interpretationen, sondern stoffgewordene Fetzen aus McQueens Fantasie. McQueens Schauen waren extravagante Eskapaden, die Eindruck hinterließen, weil sie Persönlichkeit hatten.

Haltloser Querdenker

Die Doku von Bonhote und Ettedgui ist über weite Strecken ergebene Huldigung. McQueen, der Exzentriker wird in diesem Film recht konventionell vermessen. Zu Wort kommen Wegbegleiter, Familie und Verflossene. Deren anekdotische Pinselstriche erzeugen in ihrer Dichte aber dennoch ein teils erhebendes, teils beklemmendes Porträt. Vor allem in den klug montierten Archivaufnahmen wird McQueen greifbar. Am Ende wurde aus dem pummeligen und ungezogenen Querdenker ein vom Kokain ausgemergelter einsamer Mann, dem selbst seine größten Erfolge keinen Halt mehr gaben.

Gestaltung