THOMAS BAUER
Hörbilder
Landraub in Brasilien: Zu Besuch bei Vertriebenen und Widerständischen.
Es ist Winter in Bahia, im Nordosten von Brasilien, als ich im Juli 2018 Thomas Bauer besuche. Kühle Nächte fallen, so stark auch tagsüber die Sonne brennt in der Steppenlandschaft Sertao.
22. April 2019, 02:00
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Hörbilder | 23 03 2019
Hunderte, Tausende Kilometer legen wir zurück in der kargen, fast feindlichen Landschaft. Das Schicksal seiner Bewohner, im Kampf gegen Natur und Ausbeutung, hat Bücher und Filme inspiriert.
Vor über hundert Jahren hat der Reporter und Schriftsteller Euclides da Cunha in seinem Hauptwerk "Krieg im Sertao" über Dutzende Seiten den Naturraum geschildert: das Gewirr von Hügeln und Bergketten, die erodierten Gesteinsschichten präkambrischer Gebirge.
Etwas von den verwitterten Bergen scheint sich in den Gesichtern der Menschen zu spiegeln. Oft ist es unmöglich, ihr Alter zu schätzen. Ob die Furchen zahlreicher sind als die Jahre, die sie erlebt haben?
THOMAS BAUER
Mitten im scheinbaren Nichts treffen wir zwei Vaqueiros, die Cowboys des Sertao. Sie tragen dicke Lederhüte zum Schutz gegen die Sonne, Lederwesten zum Schutz gegen die Dornen.
Nilton ist etwas über vierzig, Ananias siebzig; seine Haut wirkt ebenfalls wie aus Leder. Sie führen uns kilometerweit durch die Buschlandschaft. Dichtes Gestrüpp wechselt mit offenen Flächen, Felsen, ausgetrockneten Wasserläufen.
THOMAS BAUER
Schon ihre Väter und Großväter haben hier ihre Rinder geweidet. Die Landschaft war offen, sie konnten sich frei bewegen, die Tiere wie die Menschen. Aber seit sechs Jahren ist alles eingezäunt, sagt Ananias. Ein Windpark soll errichtet werden, eine Firma hat Schilder aufgestellt. Von wem sie das Land erworben hat? Nicht von ihnen, den Besitzern und Benutzern seit Generationen.
Der Windpark wird Energie liefern, keine saubere allerdings für das Land rund um den Ort Mirangaba und seine Bewohner.
THOMAS BAUER
Es sind Fälle wie diese, die Thomas Bauer dokumentiert, in Gegenden und bei Menschen, die in der brasilianischen Öffentlichkeit kaum Beachtung finden. Manchmal gelingt es ihnen, ihre Ansprüche vor Gericht durchzusetzen, in mühevollen Verfahren über viele Jahre.
Nebenbei, während der Gespräche und Besichtigungen, entstehen wie beiläufig Thomas Bauers Fotos und erzählen ihren Teil über die Menschen im Sertao und ihren Kampf um ihr Land und ihr Recht.