Paul Spendier

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Paul Spendier, bildende Kunst

Paul Spendier, geboren 1997 in Ulrichsberg in Kärnten, studiert Fotografie an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Er schafft intuitiv lesbare Kunstwerke, die weniger strenge Konzepte als gewisse Gefühle vermitteln, Stimmungen auf der Kippe zwischen Humor und Schwermut. Dabei entstehen robotische Apparaturen, die sowohl aus starren Materialien wie Metall, Holz und Kunststoff, als auch aus organischen wie Silikon, Erde oder sogar lebenden Pflanzen bestehen.

Was ist Kunst?

Eine dynamische, allumfassende, kapitalgetriebene Sandkiste, die sich die Ideen und Materialien der Welt aneignet und daraus neue Dinge entstehen lässt.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich habe einen Großteil meiner Jugend damit verbracht, Skateboard zu fahren, und fing irgendwann im Laufe dieser Zeit an, Tricks von Freund/innen zu filmen und zu fotografieren. Dabei brachte ich mir selbst ein grundlegendes Wissen über Kameras bei. Später nutzte ich die dabei erlernte Technik immer mehr, um eigenständige künstlerische Arbeiten zu produzieren und fing aus diesem Interesse heraus ein Studium der Fotografie an der Angewandten an. Im Laufe der letzten Jahre habe ich mich dann aber immer mehr von klassischer Fotografie distanziert und bin zu meiner heutigen Arbeitsweise gekommen, die sich vor allem auf kinetische Objekte konzentriert. Ich fand ja auch die Mechanik von alten Hasselblad-Kameras immer schon interessanter als die Bilder, die ich damit geschossen habe.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Ich glaube am ehesten von wollen. Aber da nicht jeder die spezifischen Ressourcen dazu hat, sich auf einen so prekären Lebensentwurf einzulassen, natürlich auch von können.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen?

Ich will mir die Frage gar nicht stellen, da einem als jungen Künstler sowieso jede mögliche Plattform nützt.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Eigentlich arbeite ich am liebsten alleine.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Man sieht ja in Österreich, dass sich dort viel ereignet, wo genug öffentliche Gelder für Kunst und Kultur zur Verfügung stehen, die auch bedacht verwendet werden. Ein völlig freies Kräftemessen am Kunstmarkt bedingt alles andere als ein vielfältiges, künstlerisches Schaffen.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Um den Markt mache ich mir wirklich keine Sorgen. Der kommt schon zurecht.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Gute Schuhe. Oder vielleicht einfach Wasser.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Es wäre natürlich mein großer Traum, ohne Nebenjobs künstlerisch tätig zu sein. Vor allem aber ist mir wichtig, dass ich immer Projekte vor mir habe, die mich tagtäglich fordern.

Haben Sie einen Plan B?

Dafür bin ich noch zu naiv.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Als ich bei einer Klassenausstellung im Rahmen der Foto Wien einen Gummibaum gezeigt habe, der über die gesamte Dauer der Ausstellung von einem Motor zum Schütteln gebracht wurde. Mir wurde per Mail mit einer Anzeige gedroht und Besucher/innen schalteten der Skulptur immer wieder den Strom aus. Teilweise sind Leute sogar nur in die Ausstellung gekommen, um den Motor für kurze Zeit abzudrehen. Von Anfang an hat mich dieser klassische Büro-Gummibaum als Manifestation eines gewissen „kleinbürgerlichen“ Naturverständnis interessiert. Dass dieses Objekt dann wirklich spießige Reaktionen hervorruft, war für mich stimmig. Dem Baum geht es übrigens immer noch prächtig.

Wollen Sie die Welt verändern?

Ja, denn es ist eine meiner größten Ängste, zynisch zu werden und mich dadurch mit offensichtlichen Problemen in der Welt abzufinden.

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