Christoph Grissemann und Dirk Stermann

APA/GEORG HOCHMUTH

Willkommen Österreich

Die kurzen Hosen von Gernot Blümel

"Wir machen keine politische Satire", finden Christoph Grissemann und Dirk Stermann. Sie sind die Veteranen der politischen Satire im ORF. Ihr "Willkommen Österreich" läuft seit 2007 und ist ein ungebrochener Erfolg. In der TVthek ist das eine der reichweitenstärksten Sendungen. Es geht viel um Politik, welchen Stellenwert das hat, da ist sich das Duo im #doublecheck-Interview freilich nicht ganz einig.

"Für manche Leute sind wir eine Art Ventil. Die finden etwas schrecklich, wir machen einen Witz darüber, und dann haben sie das Gefühl: Wir sind nicht allein." Insofern sei "Willkommen Österreich" schon auch eine politische Bestandsaufnahme, sagt Stermann. "Mit politischer Satire hat unsere Sendung genau gar nichts zu tun", meint hingegen Grissemann. Das gegenseitige Widersprechen leben die beiden wie ein altes Ehepaar ja auch vor der Kamera aus. Ihm gehe es bei den Witzen nicht um den Inhalt, sondern um Äußerlichkeiten, etwa "die kurzen Hosen von Blümel", sagt Grissemann.

"Wir öffnen andere Synapsen im Kopf"

Dirk Stermann bleibt dabei: Er werde oft darauf angesprochen, was Grissemann und er über den politischen Zustand des Landes sagen. Nicht anders ergeht es Robert Stachel von "Maschek", mit dem Unterschied, dass er sich klar zur politischen Satire bekennt: "Unsere Job Description lautet auf Unterhaltung. Aber man fühlt sich in einer journalistischen Haltung", sagt Stachel. Es komme auf die richtige Mischung an. Er selbst habe früher mit dem Journalismus geliebäugelt. Heute glaubt Stachel, dass die Botschaft manchmal besser über den Humor ankommt. "Die Leute kommen zu uns, weil sie lachen wollen. Das öffnet im Kopf andere Synapsen, als wenn man sich zur "Zeit im Bild" hinsetzt, oder zum Ö1-Mittagsjournal."

Maschek-Videos als Unterrichtsbehelf

Hat Satire auch einen Bildungsauftrag? Er werde oft von AHS-Lehrern darauf angesprochen, dass sie Maschek-Videos im Unterricht verwenden, sagt Stachel. "Dass man unsere Videos als Schuhlöffel benützen kann, das freut uns. Weil es bedeutet, dass der ernste Kern unserer Arbeit noch vorhanden ist, dass man dort anknüpfen kann und nachher eine Unterrichtsstunde über den darunterliegenden Inhalt anbieten kann."

Witzigsein im Tatsachensubstrat

Hinter guten Witzen steckt viel Recherche, denn letztlich muss das, was aufs Korn genommen wird, auch inhaltlich stimmen. Die Sendung wird von der renommierten Medienanwältin Maria Windhager beraten, und ihr Rat werde genau befolgt, so Stachel - und der lautet: "Das Tatsachensubstrat muss stimmen." Immer wieder eine Herausforderung für die Sendungsverantwortlichen, auch wenn Dirk Stermann sagt: "Wir wissen genau, wie weit wir gehen können." Bis jetzt sei "Willkommen Österreich" auch noch von keinem Politiker geklagt worden.

Von Helden und Dämonen

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gilt das Prinzip der Ausgewogenheit auch für die Satire. Jede Seite muss also was abkriegen. Grissemann sagt, er habe zwar weder politische Helden, noch Dämonen im Kopf, aber die Grünen zum Beispiel seien schon eine humoristische Herausforderung. "Für mich ist es schwieriger. Ich kann die Arschlöcher besser spielen als die Freundlichen." Da bestehe die Gefahr, dass seine Kogler-Imitation fad werde. "Bei den Grünen muss man umdenken, weil einem andere Dinge merkwürdig erscheinen. Zum Beispiel die Frage, inwieweit die Grünen sich tatsächlich über den Tisch ziehen haben lassen, und ob das basisdemokratisch ist", sagt Dirk Stermann.

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