ORF/JOSEPH SCHIMMER
Radiokolleg
Gärtnern für das Klima - eine Ideensammlung
Sonnenhut, Schürze und Gießkanne: So werden Gartenmenschen oft und gern abgebildet. Umgraben, ansäen, umtopfen, dazu rupfen, zupfen und schneiden - die Arbeit draußen hört nie auf. In der Klimakrise kommen auf alle neue Herausforderungen zu. Ö1 fragt sein Publikum nach kreativen Lösungen.
11. Mai 2020, 20:48
Zu den Sendungen
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DYNAMO WIEN/FLORIAN JUNGWIRTH/ORF
Gärtnern für das Klima
Der Garten wird ja "von Natur" aus mit Regen, Sonne und Nährstoffen aus dem Boden versorgt. Die Phasen werden allerdings häufiger, in denen Temperaturen, Niederschlagsmengen und Windgeschwindigkeiten nicht mehr mit überlieferten Erfahrungen zusammenpassen - und die Übergangsjahreszeiten wie Frühling und Herbst werden von Jahr zu Jahr kürzer oder verschwinden ganz.
Was also tun?
Klimabewusstes Gärtnern wäre eine Möglichkeit. Doch was steckt dahinter? Vorab sei gleich gesagt: Ein Patentrezept gibt es nicht - dafür aber viele Details, an denen klimabewusste Menschen ansetzen können.
Der ökologische Fußabdruck des eigenen Gartens
Die Klimakrise entsteht durch einen globalen Temperaturanstieg durch den Ausstoß von zu vielen Treibhausgasen. Oft wissen Gartenmenschen gar nicht, dass sie dazu beitragen, etwa mit Dekorsteinen für Terrassen und Wege, die aus Übersee herangeschafft wurden. Tropische Hölzer, die statt als Baum im Regenwald zu wachsen und Kohlendioxid aus der Luft zu binden, zu Zäunen und Möbeln verbaut werden. Dazu das weite Feld der Importpflanzen: Exoten, die von der anderen Seite des Globus kommen und dadurch ebenfalls einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen.
Andererseits…
Doch so einfach ist es auch wieder nicht. Die steigenden Temperaturen bieten ideale Bedingungen für (noch) nicht heimische Pflanzen. So wachsen wärmeliebende, für den mediterranen Raum typische Pflanzen wie Feige, Bougainvillea und Lorbeer mittlerweile auch in nördlicheren Gegenden. Sind ihre Blätter klein, behaart oder von einer dicken Wachsschicht überzogen, wie bei Rosmarin und Thymian, kann ihnen die Verdunstung wenig anhaben, und sie überstehen sogar den Winter.
Die knapper werdende Ressource Wasser
Ein kurzer Ausblick auf das Lieblingsthema vieler Gartenfreunde: der "englische" Rasen. Ihn in Mitteleuropa anzulegen kostete immer schon viel Mühe und Wasser. In der Klimakrise wird Wasser jedoch zum Minimumfaktor. Häufig ist es sogar Trinkwasser, das in Rasenmonokulturen versickert, sofern es nicht gar den Swimmingpool füllt!
Ein paar Beispiele
Gefragt sind also Ideen, wie Grünflächen, Gärten, Terrassen und Balkone in der Klimakrise nicht nur Oasen der Erholung bleiben, sondern auch, wie man mit neuen Anbau- und Gestaltungsweisen die Erderwärmung zumindest im eigenen Mikrokosmos ein bisschen ausgleichen kann. Ein paar Beispiele: natürliche Beschattung vor dem Fenster, auf dem Balkon oder in der Straße mittels Laubengängen, großkroniger Bäume und Fassadenbegrünung.
Pflanzliche Schattenspender zu fördern ist eine, Bodenaufbau zu betreiben eine weitere Möglichkeit, klimabewusst zu gärtnern. Die Bodenversiegelungskurve zeigt steil nach oben - und damit steigen auch die Temperaturen. Je mehr offene Flächen es gibt, umso mehr Wasser kann verdunsten. Die Beschaffenheit der Erde unter unseren Füßen ist ebenfalls ein wichtiges Thema: Wie ist der Humus aufgebaut? Wie entsteht gute Komposterde? Und was fülle ich in die Balkonkisterln? Erde, die ohne Torf zusammengemischt wurde, schont natürliche Feuchtgebiete wie Moore, von denen es nur noch wenige gibt. Im Garten hilft zum Beispiel eine Schicht Mulch, die Feuchtigkeit im Boden zu halten.
Ö1 Mitmachprojekt
Wir fragen die Hörerinnen und Hörer: Welche Erfahrungen machen Sie in Ihren Gärten, auf Balkonen und Terrassen? Wir sind neugierig, welche Ideen und Lösungen Sie haben. Ausgewählte Beispiele greift das aktuelle "Radiokolleg" auf.
Marion Jaros' Wachauer Naturgarten im Klimawandel ist nur einer von über 100 Beiträgen beim Ö1 Garten-Call.
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