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Personalabbau bei der APA

Aderlass für den Grundversorger

Während die meisten Redaktionen des Landes in Kurzarbeit geschickt wurden, steht bei der Austria Presse Agentur ein Personalabbau bevor. Die Geschäftsführung der Nachrichtenagentur verteidigt die Pläne mit großen Drohszenarien, der Betriebsrat zeigt sich kämpferisch.

Die Austria Presse Agentur (APA) gehört ganz offiziell zur kritischen Infrastruktur. Sie muss berichten und Nachrichten verbreiten, selbst in Krisenzeiten. Auch während des Höhepunkts der Corona-Krise sind die Redakteurinnen und Redakteure der APA ausgerückt, sie waren zeitweise neben dem ORF die Einzigen, die Pressekonferenzen live vor Ort besuchen konnten und damit die Möglichkeit hatten, der Regierung live Fragen zu stellen.

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Ein Zehntel der Redaktion muss gehen

Trotzdem sind bei der APA mitten in der Pandemie heftige Sparmaßnahmen angekündigt wurden. Die Geschäftsführung will nächstes Jahr insgesamt 25 Stellen streichen, durch Nicht-Nachbesetzungen aber auch durch elf Kündigungen. In der Redaktion sollen 15 Journalistinnen und Journalisten betroffen sein - das sind immerhin mehr als zehn Prozent der gesamten APA-Redaktion, in der aktuell 145 Redakteurinnen und Redakteure arbeiten.

Affront für die Belegschaft

Der Betriebsrat hat sich in einer Resolution scharf gegen die Pläne gewandt, und auch Protestmaßnahmen nicht ausgeschlossen. Die Entscheidung zum Personalabbau sei kurzfristig angekündigt worden, von einem "Affront gegenüber der Belegschaft" ist die Rede, die Vorgangsweise "empört und verstört" den Betriebsrat. Unterstützung kam auch von der Journalistengewerkschaft.

Die Unabhängigkeit sichern

APA-Geschäftsführer Clemens Pig verteidigt seine Pläne. Die wirtschaftliche Situation – verstärkt durch die Coronakrise - und vor allem Kollektivvertrags-Erhöhungen, die nächstes Jahr anfallen, würden bei der APA-Gruppe für ein operatives Minus in der Höhe von drei Millionen Euro sorgen, so seine Prognose. Den Vorwurf, Personal abzubauen, um den Gewinn der genossenschaftlich organisierten APA zu maximieren, weist Pig damit zurück. "Es geht darum, wirtschaftlich unabhängig - und damit auch redaktionell unabhängig zu bleiben", so Pig im #doublecheck-Interview. Mit den Einsparungen wolle er Schlimmeres abwenden.

Pig nennt das Beispiel Australien, wo die unabhängige "Australian Associated Press" vor dem Aus steht und jetzt womöglich von privaten Investoren gerettet wird. Kürzungen seien "alternativlos" und auch der Zeitpunkt mitten in der Krise der richtige, sagt Pig. Kurzarbeit käme für die APA nicht in Frage, das sei rechtlich gar nicht möglich, weil die APA ja nicht akut von der Krise betroffen ist und es für Pig um langfristige Weichenstellungen geht.

Weniger Personal, weniger Angebot?

Die Redaktion werde den Abbau verkraften, sagt Pig; "Wir haben in Österreich eine große Redaktion für ein kleines Land." Mit 145 Redakteurinnen und Redakteuren würde die APA gut dastehen, der internationale Schnitt liege bei 90. Auch mit 15 Redakteurinnen und Redakteuren weniger werde die APA weiter kritisch berichten, verspricht Pig. Aufgaben müssten dann eben anders und effizienter erledigt werden. Pig spricht von "angepassten Prozessen und reduzierten Leistungen", APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger von "Synergien im Newsroom“. Auch die Nachfrage der APA-Kunden habe sich geändert, an der vermehrten Live- und Video-Berichterstattung wolle man aber keinesfalls sparen, heißt es.

Prinzipiell bedauert Chefredakteur Bruckenberger die angekündigten Schritte: "Dass wir gerade jetzt in der Corona-Krise, in der unsere Redaktion im Homeoffice unter widrigen Umständen jeden Tag Großartiges leistet, mit Sparmaßnahmen konfrontiert sind, tut weh.“ Die Medienbranche stehe aber vor großen Herausforderungen und darauf müsse man reagieren. "Die APA ist eine der besten Redaktionen des Landes und das wird sie auch bleiben", sagt Bruckenberger.

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