Lothar Lockl

APA/GEORG HOCHMUTH

Stiftungsrat

"ORF ist ein Gütesiegel der Information"

Lothar Lockl ist Strategie – und Kommunikationsberater, er war früher bei den Grünen aktiv und hat später seinen damaligen Chef Alexander Van der Bellen in die Hofburg gebracht. Lockl gilt weiterhin als enger Berater des Bundespräsidenten. Jetzt ist er auf einem Regierungsticket für die Grünen in den ORF-Stiftungsrat eingezogen und fungiert dort als Koordinator der grünen Fraktion. Stefan Kappacher hat für #doublecheck mit Lothar Lockl gesprochen.

In seinen ersten Zeitungsinterviews ist Lockl als großer Sparmeister rübergekommen, was man von einem grünen Stiftungsrat so nicht erwartet hätte. Jetzt präzisiert Lockl, er sagt, dass es ein "Kaputtsparen sicher nicht geben" werde. Aber es sei für den ORF schon notwendig, Kostenbewusstsein an den Tag zu legen. Sinnvoll sparen, um in die digitalen Herausforderungen investieren zu können, das müsse die Leitlinie sein. Und das heißt für Lockl auch: Prioritäten setzen, keine roten Linien in Redaktionen überschreiten.

Ein Hoch auf die "Breite" des Hauses

Mit der Leistung des ORF aktuell ist der grüne Stiftungsrat hochzufrieden. Das Angebot des Hauses sei in der Corona-Krise sehr stark angenommen worden, wobei ihm jetzt erst die Breite bewusst geworden sei, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe, sagt Lockl. Er sieht den ORF als "Gütesiegel der Information" und will das Unternehmen auch so positioniert sehen, dass sich das Publikum darauf verlassen kann, dass alles doppelt gecheckt ist, was über die ORF-Medien ausgespielt wird. Und dafür müsse es auch ausreichend Geld und Ressourcen geben, das stehe für ihn außer Frage, sagt Lockl.

Logischer Nachfolger als Vorsitzender

Der Grün-Vertreter gilt als logischer Nachfolger von Norbert Steger von der FPÖ im Vorsitz des Stiftungsrates. Steger hatte sich während der ÖVP-FPÖ-Regierungszeit mit diversen Äußerungen auch über ORF-Mitarbeiter exponiert, viele hatten damit gerechnet, dass er unter Schwarz-Grün nicht lange Vorsitzender bleiben wird. Doch es ist anders gekommen. Der Stiftungsratsvorsitzende ist in der bis Mai 2022 laufenden Funktionsperiode nur schwer abwählbar, NEOS-Vetreter Hans-Peter Haselsteiner hat deshalb einen Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung gestellt. Er ist damit alleingeblieben, nicht ohne vorher in einem Statement zu erklären, warum er Steger für untragbar hält. Der soll Haselsteiner in seiner Replik nichts schuldig geblieben sein.

Abwahl von Steger für Lockl kein Thema

Lothar Lockl sagt, er wolle Steger an seinen Taten messen. Ihm sei wichtig gewesen, dass der ORF in schwierigen Zeiten nicht zusätzliche Unsicherheiten durch eine rechtlich anfechtbare Abwahlaktion erfährt. Ob er sich für den Vorsitz in der nächsten Funktionsperiode rüste? Lockl: "Wir werden sehen was in ein oder zwei Jahren ist. Es fragt mich jetzt keiner danach, es ist kein Thema. Und wir haben einen Vorsitzenden."

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