Trachtenpärchen vor dem Großen Festspielhaus

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Salzburger Festspiele - Aufschwung und Zäsuren

Die Salzburger Festspiele machten eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durch: mussten sie 1924 noch aufgrund wirtschaftlicher Probleme gänzlich ausfallen, konnten sie sich, auch dank der Unterstützung von Landeshauptmann Franz Rehrl, in den folgenden Jahren finanziell auf solidere Beine stellen. 1928 hatten sich die Salzburger Festspiele bereits einen solchen guten Ruf erarbeitet, dass Gäste aus dem Hochadel, diplomatischen Kreisen und der Kunstwelt in die Stadt reisten.

Auch heute ziehen die Salzburger Festspiele ein Publikum aus aller Welt an, das im Schnitt sechs Tage in der Stadt bleibt und dabei täglich im Durchschnitt 319 Euro ausgibt, die Ausgaben für Festspielkarten nicht einberechnet. Die Festspiele sind nicht nur selbst ein großer Arbeitgeber, dessen Personalstand sich jedes Jahr in den Sommermonaten im unteren vierstellen Bereich bewegt, sondern generieren auch in anderen Branchen Arbeitsplätze und sorgen für Umsatzzuwächse.

Das (urbane) Phänomen der Tracht

Ein Wirtschaftsaufschwung in Stadt und Land Salzburg machte sich bereits Ende der 1920er Jahre bemerkbar. Ein besonderes Phänomen, das in den frühen 1930er Jahren unter den Gästen aufkam, war jenes, sich gerne mit Trachten aus den Salzburger Trachtenschneidereien einzukleiden. Die Tracht wurde zum Ausdruck einer speziellen Lebensart: Man genoss das Gefühl von Sommerfrische, die einzigartige Kulisse der Stadt Salzburg und ihrer Umgebung und erfreute sich an den künstlerischen Darbietungen.

Josef Schröcksnadel, ehemaliger erster Konzertmeister des Mozarteum Orchesters

Ja, allmählich haben sich die Salzburger an die Festspiele gewöhnt und umgekehrt auch die Festspiele an die Salzburger.

Machtübernahme der Nazis

Doch diese erste Hochblüte der Salzburger Festspiele wurde durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten jäh beendet. Viele der großen Namen, von den Gründern bis hin zu Künstlerinnen und Künstlern, die die Strahlkraft der Festspiele ausgemacht hatten, zogen sich zurück oder mussten das Land verlassen. Max Reinhardt und Bruno Walter emigrierten nach Amerika, Arturo Toscanini lehnte eine Teilnahme aus politischen Gründen ab und Clemens Holzmeister ging in die Türkei. Seine berühmte Fauststadt in der Felsenreitschule wurde unter den Nazis zur "Egmont-Stadt".

Telegramm

Toscaninis Absage

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Die Festspiele werden zum Musiksommer

Auch das Programm wurde Änderungen unterworfen: der Jedermann wurde abgesetzt, Komponisten wie Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Gustav Mahler durften nicht mehr gespielt werden, Zeitgenössisches wie Hans Pfitzner oder Ottorino Respighi standen nur noch äußerst selten am Spielplan. 1942 wurde der Verein der Festspielhausgemeinde liquidiert, ebenso wurde im Jahr darauf der Name "Salzburger Festspiele" in "Salzburger Theater- und Musiksommer" umbenannt. Das Festival sollte zukünftig neben mehreren anderen deutschen Festivals, wie Heidelberg und Bayreuth, primär "deutsches" Publikum ansprechen.

Margarethe Lasinger

Leiterin des Salzburger Festspielarchivs und Co-Kuratorin der Ausstellung "Großes Welttheater - 100 Jahre Salzburger Festspiele" im Salzburg Museum

1944 wurden die Salzburger Festspiele aufgrund des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli und des daraufhin ausgerufenen "totalen Kriegseinsatzes" nach der Generalprobe von Strauss "Die Liebe der Danae" abgesagt. Eigentlich hätte die Oper zum 80. Geburtstag des Komponisten und Gründungsmitglieds in Salzburg uraufgeführt werden sollen.

Im Sommer 1945 fanden die Salzburger Festspiele mit einigen Konzerten und der Oper "Die Entführung aus dem Serail" unter amerikanischer Ägide statt. Die amerikanischen Besatzer sahen in den Festspielen ein probates Mittel, die Bevölkerung von der herrschenden Not abzulenken.

US-General Mark Wayne Clark

Clark war von 1945 bis 1947 US-Hochkommissar für Österreich

In den ersten Nachkriegsjahren wurden Entnazifizierungsverfahren bei allen auftretenden Künstlerinnen und Künstlern durchgeführt, sodass auch Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan mit einem Auftrittsverbot belegt waren.

Hätte man zum Beispiel nach dem 2. Weltkrieg würdig und offiziell die neue Ära mit einem neuen ‚Rosenkavalier‘ oder einer neuen ‚Adriane‘ begonnen, man wäre aus dem Musealen nie herausgekommen.

Neubeginn mit Gottfried von Einem

Bei den Salzburger Festspielen bemühte man sich bald um das Zurückkehren zu einem regulären Programm und Festspielbetrieb. 1946 wurde beschlossen, im Jahr darauf die Oper "Dantons Tod" des jungen österreichischen Komponisten Gottfried von Einem zur Uraufführung zu bringen. In der Regie von Oscar Fritz Schuh (von dem auch das Zitat stammt) und unter der Leitung von Ferenc Fricsay erfuhr die Oper weltweit Beachtung - und die Salzburger Festspiele hatten auf diese Art und Weise ihren Weg in die Moderne gefunden.

Text: Michaela Schierhuber

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