Das Direktorium der Salzburger Festspiele, Lukas Crepaz, Helga Rabl-Stadler, Markus Hinterhäuser

Crepaz, Rabl-Stadler, Hinterhäuser - APA/BARBARA GINDL

Radiokolleg

Salzburger Festspiele - Schwerpunkte und Innovationen

Die Salzburger Festspiele legten mit der Uraufführung von Gottfried von Einems Oper "Dantons Tod" im Jahr 1947 die Brücke in die Moderne. Von Einem wurde auch Mitglied des Direktoriums und wollte sich in der Planung der künstlerischen Gegenwart Salzburgs aktiv einbringen. Doch 1950 kam es zum Eklat.

Gottfried von Einem hatte dem staatenlos gewordenen Bert Brecht zur österreichischen Staatsbürgerschaft verholfen und wollte ihn darüber hinaus an Salzburg binden. Es kam zum Zerwürfnis mit Landeshauptmann Josef Klaus und von Einem musste das Direktorium verlassen.

Zu jener Zeit war Wilhelm Furtwängler künstlerischer Berater der Salzburger Festspiele und zu jener Zeit trat auch der spätere langjährige künstlerische Leiter der Festspiele auf den Plan: Herbert von Karajan. Sowohl mit Gottfried von Einem, als auch mit Wilhelm Furtwängler stimmte Herbert von Karajan über künstlerische Belange nicht in vielen Dingen überein.

Gottfried von Einem

Brecht wäre eine wesentliche Bereicherung gewesen.

Auftritt: Herbert von Karajan

Karajan beendete daher vorerst im Jahr 1949 seine Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen, um schließlich nach Furtwänglers Tod 1954 von den Festspielen kontaktiert zu werden, ob er die künstlerische Gesamtleitung übernähme. 1956 wird schließlich die Vereinbarung geschlossen, Herbert von Karajan die künstlerische Leitung ab dem nächsten Jahr zu übertragen - und seinen Einstand feierte er, indem er jeweils Ludwig van Beethovens "Fidelio" und Giuseppe Verdis "Falstaff" sowohl dirigiert als auch inszeniert.

Herbert von Karajan und Eliette von Karajan am Flughafen

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Herbert von Karajan mit seiner Frau Eliette im Jahr 1962

Die Eröffnung des Großen Festspielhauses im Jahr 1960 eröffneten Karajans künstlerische Vorstellungen neue Dimensionen: großen Opern des 19. Jahrhunderts wurden auf der riesigen Bühne aufgeführt, Karajan selbst betätigte sich weiterhin gerne in der Doppelrolle Regie und Dirigat. Die maßgeblichen künstlerischen Entscheidungen gingen von Herbert von Karajan aus, wenngleich er ab 1964 in ein Direktorium eingebunden war.

Salzburg goes Jet-Set

Unter Karajan erfuhren die Salzburger Festspiele eine Internationalisierung: die Sänger stammten nun nicht mehr hauptsächlich aus dem Ensemble der Wiener Staatsoper, sondern waren weltgewandte Solokünstler, die Gastspiele in aller Welt gaben: Franco Corelli, Leontyne Price, Mirella Freni, Plácido Domingo, Agnes Baltsa, José Carreras oder Anna Tomowa-Sintow waren nun auch in Salzburg zu Gast.

Die Internationalisierung der Besetzung führte ebenso zu einer Steigerung der Gäste aus dem Ausland. Dabei legte die mediale Berichterstattung gerne den Fokus auf den internationalen Jet-Set und färbte das Image der Festspiele entscheidend ein: das Festival war nun auch im Lifestylebereich und nicht nur im Kulturressort zu finden.

Die Ära Mortier/Stein/Landesmann/Wiesmüller

Die lange Zeit Herbert von Karajans an der künstlerischen Spitze neigten sich im Jahr 1988 dem Ende zu, als er den Rückzug aus dem Direktorium mit 1. September erklärte. Während eine Findungskommission installiert wurde, wie es nach Karajan weitergehen soll, starb Karajan im Sommer darauf 81-jährig und erlebt die Kür des ihm nachfolgenden Direktoriums nicht mehr: Heinrich Wiesmüller wurde Festspielpräsident, Hans Landesmann übernahm die kaufmännische Direktion und die Konzertsparte, Schauspielchef wurde Peter Stein und Gerard Mortier künstlerischer Leiter.

Im Herbst 1991 trat das neue Team seine Arbeit an und setzt sich das Ziel, neue Impulse zu setzen und die Festspiele zu öffnen: es sollte sowohl das Programm moderner werden, als auch neues und junges Publikum angesprochen werden. Eine neue Generation an Regisseuren, sowohl im Theater als auch in der Oper, wurden engagiert und prägten die Bühnenästhetik der Ära Mortier. Das Repertoire des 20. Jahrhunderts wurde konstant in den Spielplan aufgenommen, ein Composer in Residence Programm geschaffen und 1993 das "Zeitfluss"-Festival von Markus Hinterhäuser und Tomas Zierhofer-Kin ins Leben gerufen.

Jürgen Flimm und die Nachwuchsförderung

Der Förderung von künstlerischem Nachwuchs widmeten sich die Salzburger Festspiele sukzessive seit dem Jahr 2002: Jürgen Flimm initiierte damals als Schauspielchef das Young Directors Project, sechs Jahre später kamen das Young Singers Project und 2010 der Young Conductor Award unter dem Intendanten Flimm dazu. Bei diesen Programmen sollen Nachwuchshoffnungen in den Bereichen Regie, Gesang und Dirigieren gefördert und ihnen eine Bühne geboten werden.

Die Nachwuchsprogramme werden allesamt von Sponsoren der Salzburger Festspiele finanziert, für das Young Directors Project konnte ab 2014 jedoch kein neuer gefunden werden und wurde eingestellt.

Von Pereira zu Ruzicka

Im selben Jahr nahm auch der damalige Intendant Alexander Pereira seinen Hut, drei Jahre lang hatte er seine Idee von großen Neuproduktionen verfolgt. Er startete jedoch auch mit der "Ouverture spirituelle" einen ruhigen Auftakt in den Festspielreigen, der auch vom jetzigen Intendanten, Markus Hinterhäuser, übernommen worden ist.

Helga Rabl-Stadler

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Die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler

Doch bevor diese Programme gestartet wurden, stand 2006 das große Jubiläumsjahr Mozarts auf dem Programm. Intendant Peter Ruzicka setzte alle 22 Mozartopern auf den Spielplan, setzte aber als Kontrastprogramm in der Konzertsparte auf Zeitgenössisches. In allen Programmen der vergangenen künstlerischen Leiter hat Mozart sich ein besonderes Plätzchen gesichert: er ist trotz aller Veränderungen und Innovationen eine tragende Säule des Programms der Salzburger Festspiele.

Die Präsidentin

Die Festspielgeschichte war in ihren 100 Jahren in manchen Phasen durchaus konfliktreich, oftmals spielten sich die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Akteuren rund um die Frage der "richtigen" Programmierung und Besetzung ab.

Gerade in der derzeitigen Situation zeigt sich aber, dass es wichtig ist, das gemeinsame Ziel in den Mittelpunkt zu stellen. Mit Helga Rabl-Stadler haben die Festspiele eine Präsidentin, die seit 25 Jahren darum kämpft, künstlerische Inhalte zu ermöglichen und Lösungen für etwaige Probleme zu finden abseits persönlicher Befindlichkeiten.

Markus Hinterhäuser

Musik geht über die Musik hinaus; es gibt eine Welt, die man noch hinzu entdecken kann. Es reicht ein waches Ohr.

Die aktuelle Führungsriege, bestehend aus Intendant Markus Hinterhäuser, Schauspielchefin Bettina Hering, Konzertchef Florian Wiegand, kaufmännischen Direktor Lukas Crepaz und der Präsidentin, präsentiert sich als gemeinsames Team, das die Salzburger Festspiele weiterhin als großes Welttheater erhalten und fortführen möchte.

Text: Michaela Schierhuber

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