Kirche in Maria Schutz

ORF/MARKUS VEINFURTER

Memo

Der Wallfahrtsort Maria Schutz und der Semmering

Vor genau 70 Jahren hat Papst Pius XII. die Aufnahme Mariens in den Himmel "mit Leib und Seele" zur verbindlichen Glaubenswahrheit - zum Dogma - für die römisch-katholische Kirche erhoben. Memo lädt aus diesem Anlass am Festtag "Mariä Himmelfahrt" zu einem Ausflug auf den Semmering ein, zum Wallfahrtsort Maria Schutz.

Am 15. August wird am Fuße des Sonnwendstein normalerweise "Kirtag" gefeiert: Heuer freilich nur liturgisch in der Kirche - das Volksfest musste abgesagt werden. In den vergangenen Monaten sind überhaupt nur sehr wenige Menschen nach Maria Schutz gepilgert. Das heißt aber nicht, dass dort wegen des Corona-Virus gar nicht gefeiert oder gebetet worden wäre.

Im Gegenteil: Die drei Patres im Kloster und die drei Ordensfrauen im Gästehaus "Marienhof" vis-a-vis blieben in den vergangenen Monaten zwar weitestgehend unter sich - dafür wurde aber hunderte Stunden Gottesdienst live im Internet übertragen. Und plötzlich waren buchstäblich tausende E-Mails zu beantworten.

Da kommt noch einiges auf uns zu.

"Die Nöte sind wirklich groß. Das ist sehr deutlich geworden. Und die Menschen nicht allein zu lassen - das ist zutiefst unser Kerngeschäft", sagt Pater Anton Lässer, der leitende Seelsorger in Maria Schutz. Und: "Da kommt noch einiges auf uns zu - besonders die wirtschaftliche Dimension und die Nöte, die sich daraus ergeben".

Maria Schutz liegt nur ein paar Kilometer von der Passhöhe des Semmering entfernt. Der Wallfahrtsort ist vielleicht weniger berühmt, aber deutlich älter als der einst so mondäne Kurort. Alfred Komarek - einer breiteren Öffentlichkeit eher als Autor von Kriminalromanen bekannt - hat der gesamten Region ein Buch der Reihe "Österreich von innen" gewidmet.

Mehr Zukunft als andere Wallfahrtsorte.

Kirche in Maria Schutz

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Unaufdringlich - so charakterisiert Alfred Komarek den Wallfahrtsort: "Da heißt: Man muss nicht unbedingt fromm geneigten Hauptes durch den Ort gehen. Man kann dort auch Urlaub machen und wandern." Und mit diesem "doppelten Nutzen", so Alfred Komarek, habe Maria Schutz "mehr Zukunft als andere Wallfahrtsorte."

Zum "Naherholungsgebiet" für die Wienerinnen und Wiener wurde der Semmering erst mit der verkehrstechnischen Erschließung. Die berühmte Semmeringbahn (einer ganzen Generation vom 20-Schilling-Schein vertraut) wurde 1854 eröffnet. Die Geschichte von Maria Schutz reicht hingegen bis ins 17. Jahrhunderts.

Ein gemauertes Kreuz mit Muttergottesbild

Am Beginn steht ein "Heilig' Bründl", eine Quelle, wie das "Ältere Gedenkbuch von 1794" berichtet: "Dabei waren zwei Säulen von Holz aufgerichtet, an welche die Leute viel Opfertafeln aufgehenkt und oft Geld in Bründl hineingeworfen haben. Es stand dort ein gemauertes Kreuz mit dem Muttergottesbild da, wohin sich viele Menschen andachtshalber begaben."

Im Jahr 1679 geloben die Bürger des nahen Schottwien den Bau einer Kapelle - zum Dank für die Errettung vor der Pest. In ihrer heutigen Gestalt geht die Kirche also auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Die typisch barocken Zwiebeltürme fallen im Jahr 1826 einem Brand zum Opfer – und werden erst 1995 wiederhergestellt.

Maria Schutz - allen Feinden zum Trutz

Der Name geht, wie das "Ältere Gedenkbuch" ebenfalls berichtet, auf einen Franziskaner-Pater namens Eligius zurück, der 1721 auf der Baustelle der Kirche ein Schläfchen gemacht haben soll: „Kaum er er vom Schlaf erwachte, rufte er mit lauter Stimm, wann er diesen Ort zu taufen hätte, so nennete er ihn Maria Schutz.“

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wird Maria Schutz zum Kriegsgebiet. Die Kirche bleibt aber weitestgehend unbeschädigt: „Das hat man auch als besondere Gnade gesehen“, sagt P. Anton Lässer. Maria Schutz steht ‚alles Feinden zum Trutz‘. In der Volksfrömmigkeit hat das so Platz gefunden.“ Und so steht es bis heute in großen Lettern über dem Hauptaltar.

"Entschlafung" statt "Himmelfahrt"

Wenn "Mariä Himmelfahrt" im Kalender steht, dann sind nicht alle Fachleute restlos glücklich mit dieser Begrifflichkeit: Maria wurde nicht in einer Wolke "entrückt", wie es die Bibel von ihrem berühmten Sohn Jesus berichtet. Vielmehr berichten (außerbiblische) Legenden, dass ihr Leib nicht verwest sei.

Dem Grab der "Gottesmutter" - so wird berichtet - sei ein lieblicher Duft entstiegen. Oder: Statt des Leichnams seien plötzlich wohlriechende Blumen auf ihrem Sterbebett gelegen. Und so wird oft recht fromm formuliert: "Der Leib, der den Erlöser geboren hatte, sollte die Verwesung nicht schauen."

Die "Entschlafung Mariens" - wie das Fest auch genannt wird - zählt zu den ältesten Überlieferungen des Christentums und hat in den orthodoxen Kirchen des Ostens bis heute einen besonderen Stellenwert. Als verbindliche Glaubenswahrheit - als "Dogma" - für die römisch-katholische Kirche wurde die Himmelfahrt Mariens aber erst 1950 definiert.

Service

Wallfahrtsort Maria Schutz
Wortlaut der Dogmatischen Konstitution „Munificentissimus Deus (lateinisch)

Gestaltung

  • Markus Veinfurter