Traktor auf dem Feld

APA/HELMUT FOHRINGER

Matrix

Seltsame Traktorspuren und Schädlingsbekämpfung von oben

Satellitengestützte Anbauverfahren, automatische Traktor-Spurführungssysteme und Schädlings-Alarm: Digitale Hilfsmittel sollen Bauern bei ihrer Arbeit unterstützen und die Landwirtschaft effektiver, präziser, umweltfreundlicher und ressourcenschonender gestalten.

Seine Nachbarn hätten sich anfangs ziemlich über die unüblichen Traktor-Wege und -Spuren auf seinen Feldern gewundert, erzählt Franz Winkelhofer Ende August, als wir vor seinem Acker stehen.

Der Landwirt aus Rodingersdorf hat vor einigen Jahren damit begonnen, die Äcker gezielt mit einem Spurführungssystem abzufahren, um zum Beispiel Kalzium auszubringen. Mit nur einem Knopfdruck aktiviert Winkelhofer das System, und der Traktor fährt automatisch auf die Spur - theoretisch auf zwei Zentimeter genau, genauer als der Landwirt händisch lenken könnte.

Satellitengestütztes Anbauverfahren

Zu Franz Winkelhofers Familienbetrieb gehören eine Rindermast, eine landwirtschaftliche Kompostierung und 170 Hektar Ackerland, "wir schließen die Kreisläufe" steht auf Franz Winkelhofers Kappe.

Die Technik gehöre hier dazu, er habe sich schon immer gerne mit Computern und Software beschäftigt, erzählt der Landwirt. Wir sitzen mit Laptop und Tablet im Schatten unter einem Nussbaum, um einen Blick auf Franz Winkelhofers digitale Hilfsmittel werfen zu können: Der Landwirt arbeitet mit Daten von Bodenkarte.at, dem Vermessungsamt, Sentinel-Satellitendaten der ESA und unter anderem mit dem Programm AgrarCommander, das die BOKU in Wien mitentwickelt hat. Winkelhofer verwendet Karten mit Grenzdaten und Spurdaten, an die sich der Traktor dann halten soll.

Der Blick von oben ins Maisfeld

Die Satellitendaten helfen zum Beispiel beim Blick ins Maisfeld hinein, wie Winkelhofer auf verschiedenen bunten Karten zeigt: Der Satellit misst die Wachstumsrate der Pflanzen und zeigt grüne Flächen für viel Wachstum, gelb für mittleres und rot für kein Wachstum. Je nach Farbe, Boden und Wasserverfügbarkeit stellt der Landwirt dann bestimmte Düngemaßnahmen oder die Aussaatstärke in der Software ein.

„Meine Arbeit dabei ist zu definieren, warum hier weniger Wachstum ist, warum der Boden dort schlecht ist, das sieht die Software nicht.“ Winkelhofer erreiche so eine bessere und gleichmäßigere Wachstumsrate, erzählt er, die Menge der Aussaat ist noch immer seine Entscheidung, die nehme ihm die Software natürlich nicht ab.

Programm sendet Warnung bei Getreidehähnchen

Winkelhofer nutzt für die Aussaatplanung nicht nur aktuelle Bilder der letzten Wochen, sondern auch Daten von den letzten drei Jahren, die miteinander in einer Ertragspotentialkarte verschnitten werden.

Viele Programme helfen etwa auch bei der Schädlingsbekämpfung, erzählt Winkelhofer, und erkennen sogar Getreidehähnchen, die Chlorophyll aus den Blättern der Getreidepflanzen fressen. Waren die Käfer sehr gierig, sieht man das auch auf den Satellitenbildern. „Mir ist das gottseidank noch nicht passiert. Auch meine Software hat ein Alarmsystem“, sagt Winkelhofer, „wenn es innerhalb eines Feldes eine kleine auffällige Fläche gibt, bekomme ich eine Nachricht aufs Handy. Das ist schon irgendwie verstörend, dass eine Software besser Dinge erkennt, als ich, der vor Ort ist. Aber wir sollten es trotzdem nutzen.“

Bodenanalysen mit Mess-Spaten

Derzeit gibt es viele Versuche im Bereich Blatt- und Bodenanalyse, erzählt Franz Winkelhofer. Ein deutsches Projekt arbeitet derzeit an einem digitalen Spaten, der im Oberboden direkt Parameter wie Humusgehalt, Phosphor und Kalk messen könnte.

In Österreich soll die "Innovation Farm" in Zukunft Landwirten die Digitalisierung näherbringen. An dem Projekt sind unter anderem die BOKU, das Lehr und Forschungszentrum Josephinum in Wieselburg und das Landwirtschaftsministerium beteiligt. Es soll ein digitaler Musterbauernhof entstehen. Das wichtigste Werkzeug von Franz Winkelhofer ist übrigens noch immer ein analoges: sein Spaten.

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