Louise Glück

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Nobelpreis

Literaturnobelpreis geht an US-Lyrikerin Louise Glück

Die US-amerikanische Lyrikerin und Essayistin Louise Glück erhält den Literaturnobelpreis 2020. Diese überraschende Entscheidung gab die Schwedische Akademie heute, Donnerstag, bekannt. Die 77-Jährige werde "für ihre unverkennbare poetische Stimme" ausgezeichnet, mit der sie "mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell" mache.

Für den Sprecher der Schwedischen Akademie geht es in Glücks Werk immer um Klarheit. Die Auseinandersetzung mit Themen des Familienlebens ist ein zentraler Punkt ihres Schaffens. Obwohl der autobiografische Hintergrund für Glück wichtig sei, ziele ihr Werk dennoch immer auf das Universale.

Louise Glück ist erst die zweite Lyrikerin, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird. Sie begann mit ihrem lyrischen Werk Ende der 60er Jahre. Im Laufe ihrer langen Karriere wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter 1993 mit dem Pulitzer-Preis für ihre Gedichtsammlung "Wild Iris" (Wilde Iris) und 2014 mit dem National Book Award für ihre Gedichtsammlung "Faithful and Virtuous Night".

Zu den zentralen Themen ihrer Gedichte zählen Kindheit und das Familienleben, die nicht immer harmonischen und manchmal sogar fatalen Beziehungen zwischen Eltern und Geschwistern.

1943 in Long Island, New York, geboren, veröffentlichte Glück 1968 ihren ersten Gedichtband "Firstborn". Elf weitere Bände sollten folgen, in denen sie, inspiriert von der Klassischen Mythologie, vor allem die Themen Familie und Natur behandelt.

Glück lebt in Cambridge und ist Lyrikprofessorin an der Yale Universität. Für sie sei Dichtung die wunderbarste und zugleich selbstverständlichste Tätigkeit, sagt Glück. Mit nur zwei Übersetzungen - "Averno" (2006) und "Die wilde Iris" (2007) ist die autobiografische Dichterin im deutschen Sprachraum noch kaum präsent.

Die Nobelpreise sind diesmal mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (rund 950 000 Euro) pro Kategorie und damit einer Million Kronen mehr als im Vorjahr dotiert. Damals hatte die Akademie gleich zwei Preise vergeben, weil die Vergabe 2018 wegen eines umfassenden Skandals um das mittlerweile ausgetretene Akademiemitglied Katarina Frostenson und ihren Ehemann Jean-Claude Arnault zunächst ausgefallen war.

Deshalb war die Polin Olga Tokarczuk im vergangenen Jahr nachträglich als Preisträgerin 2018 bestimmt worden, während der Österreicher Peter Handke die Auszeichnung für das Jahr 2019 erhielt. Wegen Handkes umstrittenen Haltungen zum Jugoslawien-Konflikt hatte seine Auswahl in der Folge zu Kritik und auch Protesten geführt.

Verliehen wird die Auszeichnung gemeinsam mit den übrigen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamiterfinders und Preisstifters Alfred Nobel, in Stockholm.

Service

Auf Deutsch vorliegende Gedichtbände von Louise Glück:
"Wilde Iris", Luchterhand Literaturverlag, 2008
"Averno", Luchterhand Literaturverlag, 2007

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Wikipedia - Louise Gluck (englisch)
Ulrike Draesner - Übersetzungen

Mehr dazu in

ORF.at - Literaturnobelpreis an US-Lyrikerin Glück

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