Pius Strobl

APA/HANS PUNZ

Interview mit Pius Strobl

Der Multi-Macher im Dunkeln

Pius Strobl war im Wrabetz-ORF nicht nur der Mann fürs Grobe, sondern auch der Mann fürs Gute. Der 65-Jährige mit Wurzeln in der Grün-Bewegung fungiert als beinharter Sicherheitschef, der strengste Corona-Regeln aufgestellt hat und im Vorjahr die Entlassung eines Redakteurs betrieb, der angeblich dagegen verstoßen hatte. Strobl checkt auch die Impflotterie und "Licht ins Dunkel", wobei er sich bei dieser seiner Herzensangelegenheit auch von einer missglückten Gala im Lockdown nicht irritieren lässt.

Während die alten Haudegen von Opus ihren Welthit "Live is life" als Playback zum Besten gaben und der Leadsänger fast über eine Stufe im Studio stolperte, schunkelte die Politprominenz vom Bundespräsidenten abwärts zu dem Gassenhauer. Zwar geimpft und auch noch getestet, wie das der Sicherheitschef Strobl für den gesamten ORF als 2G+ vorschreibt, aber halt mitten im Lockdown. Und der Boulevard schläft nicht. Die ORF-Spitze ging angesichts der negativen Schlagzeilen auf Tauchstation, auch Pius Strobl sagt dazu nichts. Häme von Maschek in "Willkommen Österreich" von Stermann und Grissemann war dem Unternehmen sicher.

Lockdown-Gala mit Nachspiel im Stiftungsrat

Und die Lockdown-Gala hatte auch ein Nachspiel im Stiftungsrat, wo das am Donnerstag aufs Tapet gebracht wurde. Die Kritik hat sich vor allem daran gestoßen, dass es nach der Gala noch einen Umtrunk gab. Da hätte man mehr Feingefühl zeigen müssen, räumte die Geschäftsführung ein.

Pius Strobl zur Kritik am Konzept von "Licht ins Dunkel"

Kritik an Mitleidsmasche teilt Strobl nicht mehr

Kritik gibt es seit vielen Jahren auch an der Konzeption von "Licht ins Dunkel", auch und besonders von Behindertenorganisationen, weil da zu sehr auf den Mitleidseffekt geschielt werde. Pius Strobl, der auch mit seinem Freund Gerry Friedle – bekannt als DJ Ötzi - öffentlich für Hilfsprojekte wirbt, sagt: Früher habe er die Kritik geteilt, auch dass man den verantwortlichen Politikern eine Bühne biete, um sozialpolitische Versäumnisse zu kaschieren. Heute sehe er das anders: "Österreich hat ein hervorragendes Sozialsystem. Aber jedes Sozialsystem hat Ecken und ist damit überfordert, deshalb braucht es Licht ins Dunkel."

Impflotterie-Erfolg als süßer Wrabetz-Abschied

Die verrissene Gala überdeckt kurzfristig die sehr erfolgreich angelaufene Impflotterie, für deren Umsetzung auch Pius Strobl verantwortlich zeichnet. Binnen zehn Tagen haben sich mehr als eine Million Österreicher für die Teilnahme registriert. Es ist eine Initiative, die Strobls Vertrauten Alexander Wrabetz den Abschied versüßt, am 1. Jänner übernimmt Roland Weißmann als ORF-Chef. Der Vertrag mit Strobl ist mit seiner Zustimmung um zwei Jahre verlängert worden, unter seiner Leitung sollen Sanierung und Umbau des Medienstandorts Küniglberg noch abgeschlossen werden.

Pius Strobl über seine multiplen Aufgabenbereiche

Die Machtfülle ist ihm nicht unangenehm

Kritik an seiner Machtfülle üben hinter vorgehaltener Hand viele, auch im Haus. Doch Strobl – er ist neben Umbau, Sicherheit und Humanitarian Broadcasting auch für Facility Management und Arbeitsmedizin zuständig - nimmt das gelassen: Die jüngste Vertragsverlängerung spreche für sich, er werde offenbar gebraucht. "Ich verdiene gut und werde für dieses Geld auch gut genützt", sagt Strobl. Kolportiert wird ein Gehalt in der Höhe eines Landesdirektors, rund 20.000 Euro monatlich. Die Frage, ob er zuletzt der wahre Mächtige neben ORF-Chef Wrabetz war, ist Strobl nicht erkennbar unangenehm.

Die eiserne Hand reichte bis zum Bodensee

Dass er als Chef der Konzernsicherheit unangenehm werden kann, das musste ein Mitarbeiter des Landesstudios Vorarlberg erleben, der angeblich die Corona-Regeln verletzt hat, als er im Vorjahr eine Isolationszone betrat, um für die Moderation einer Sendung ins Studio zu kommen. Die Darstellungen gehen auseinander, vor dem Arbeitsgericht hätte der Redakteur möglicherweise Recht bekommen, es gab aber vorher einen Vergleich. Der Mitarbeiter arbeitet nicht mehr für den ORF. Die Tatsache, dass er als Redakteursvertreter immer wieder mit dem Landesdirektor im Clinch war, ließ verdeckte Interessen an diesem Exempel vermuten.

Pius Strobl über die Entlassungs-Affäre in Vorarlberg

Aber das Exempel wurde statuiert. Pius Strobl bestätigt gegenüber #doublecheck, dass er die treibende Kraft hinter der Maßnahme war, und sagt: Er würde wieder so handeln. "Ich bin da für Härte."

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