Szene aus "Tristan und Isolde"

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Opernabend

"Tristan und Isolde" - aus der Wiener Staatsoper

Richard Wagners "Opus metaphysicum" mit Andreas Schager (Tristan), Martina Serafin (Isolde), René Pape (König Marke), Iain Paterson (Kurwenal), Ekaterina Gubanova (Brangäne) u. a. Dirigent: Philippe Jordan. Ö1 sendet einen Mitschnitt der Premiere (14. April) an der Wiener Staatsoper.

"Es war wohl zum Teil die ernste Stimmung, in welche mich Schopenhauer versetzt hatte, und die nun nach einem ekstatischen Ausbruche ihrer Grundzüge drängte, was mir die Konzeption eines 'Tristan und Isolde' eingab. (…) Von einem Spaziergange heimkehrend, zeichnete ich eines Tages mir den Inhalt der drei Akte auf, in welche zusammengedrängt ich mir den Stoff für künftige Verarbeitung vorbehielt. Für jetzt konnte ich mir die Gewalt antun, dieser Konzeption nicht weiter nachzuhängen, um mich in meiner großen musikalischen Arbeit (am 'Ring des Nibelungen', Anm.) nicht stören zu lassen." In seiner Autobiografie "Mein Leben" schildert Richard Wagner so den Ursprung seines Tristan-Dramas.

Ein "leicht aufführbares Werk"

Die "große musikalische Arbeit" wurde dann aber doch unterbrochen. Drückende Existenzsorgen veranlassten Wagner dazu, im Juni 1857 die Komposition des monumentalen "Rings" in der Mitte des zweiten Siegfried-Aufzugs abzubrechen und die Ausführung von "Tristan und Isolde" in Angriff zu nehmen.

Man mag es als gewisse Ironie empfinden, dass der Komponist ausgerechnet bei dieser "Handlung in drei Aufzügen" - so Wagners eigene Bezeichnung für dieses Musikdrama, obwohl es sich um eine seiner "handlungsärmsten" Opern handelt - anfänglich ein leicht aufführbares Werk im Sinn hatte, eine Komposition eben, die schnell Verbreitung auf den Bühnen finden und auf diese Weise zur Gesundung der Finanzen des sich ständig in Geldnöten befindenden Komponisten beitragen sollte.

UA nach 77 Proben abgesagt

Was er allerdings schuf, war eines der außergewöhnlichsten Werke seiner Zeit, eine Partitur, die alles bis dahin Dagewesene sprengte - und viele Jahre lang als "unaufführbar" galt (in Wien wurde 1863, nach 77 Proben, die projektierte Uraufführung abgesagt).

Der "Tristan"-Stoff stammt aus dem keltischen Sagenkreis; Wagners Hauptquelle war jedoch Gottfried von Straßburg. Im Gegensatz zu dessen epischer Dichtung von 1210, in der auch komische Szenen vorkommen, konzentrierte sich Wagner ganz auf den tragischen Grundton der Handlung.

Neuproduktion nach neun Jahren

Nur neun Jahre nach der letzten Neuinszenierung von "Tristan und Isolde" bringt die Wiener Staatsoper am 14. April eine Neuproduktion von Wagners Musikdrama heraus - in der Regie von Calixto Bieito, dirigiert von Philippe Jordan, dem Musikdirektor des Hauses, und auf der Bühne mit einer Sängerin und einem Sänger aus Österreich in den fordernden Titelpartien, die zu den schwersten der ganzen Opernliteratur zählen - Martina Serafin ist als Isolde angekündigt, Andreas Schager als Tristan.

Die Ö1 Übertragung der Oper am 16. April im Opernabend wird eingeleitet durch das "Hörbilder"-Feature mit einer Collage von teilweise unveröffentlichten Briefen über die projektierte, aber immer wieder verschobene und schließlich abgesagte Wiener Uraufführung.

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