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Dimensionen
Koexistenz oder Rivalität?
Macht die Honigbiene den Wildbienen das Futter streitig?
15. Juni 2024, 19:00
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Punkt eins | 14 05 2024
Dimensionen | 14 05 2024
Es ist ein komplexes Thema, eine spannende ökologische Frage: Wie relevant ist die Konkurrenz zwischen Wildbienen und der Honigbiene? Ist die Gefährdung vieler Wildbienen tatsächlich der Honigbiene anzulasten? In Österreich leben mehr als 700 Wildbienenarten, zum Beispiel Hummeln und Mauerbienen, Furchenbienen oder Sandbienen. Viele leben solitär, also allein, und meistens ein Jahr lang, sind gut an ihren Lebensraum angepasst und ausgezeichnete Bestäuber für Wildpflanzen, Obst und Gemüse.
Eine omnipräsente Biene ist nicht Teil der Wildbienen - die Westliche Honigbiene Apis mellifera. Sie ist ein Nutztier, das in menschlicher Obhut gezüchtet, gepflegt und in Notzeiten gefüttert wird. Auch Honigbienen bestäuben Pflanzen (zwar nicht so gut, wie lang angenommen) und bescheren Imker:innen mitunter reiche Honigernten. Dass es Insekten allgemein nicht gut geht, ist erwiesen. Die oft zitierte Krefeld-Studie zeigte eindrücklich den Schwund an Insektenbiomasse: minus 75 Prozent in 30 Jahren.
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Eiweißreiche Pollen für die Brut
Zwar wird in Österreich noch keine Rote Liste für Wildbienen geführt, das Insektensterben macht aber auch vor ihnen nicht halt. An diesem Punkt taucht die Frage nach der Konkurrenz zwischen Wildbienen und der Honigbiene auf. Die vielen Arbeiterinnen von Apis mellifera sind effiziente Sammlerinnen und holen Nektar und Pollen von Löwenzahn und Linde, von Raps und Robinie. Eine dabei gern bemühte Zahl: Ein einziges Honigbienenvolk sammelt in einer Saison die gleiche Menge an Blütenstaub (25 bis 30 Kilogramm), aus der Wildbienen 100.000 Brutzellen bilden könnten.
Auch Wildbienen brauchen den eiweißreichen Pollen für ihre Brut. Sie bilden in Erdnestern oder hohlen Pflanzenstängeln einen Pollenvorrat, legen ein Ei hinein und verschließen das Nest. Fehlt Nahrung und kann die Wildbiene in ihrem Habitat nicht auf andere Pflanzenarten ausweichen, wird sie sich schlechter vermehren können.
Ausgesprochene Spezialisten
Viele Wildbienen sind ausgesprochene Spezialisten. Die Natternkopf-Mauerbiene sammelt Pollen nur an den blauen Blüten des Natternkopfs. Die Leinbiene, die noch an wenigen Stellen im Pannonischen Raum lebt, ist abhängig vom Pollen des Gelben Leins, und mit seinen Blütenblättern kleidet die Biene ihre Erdnester aus. Wird die Wiese zu früh gemäht, findet die Leinbiene keinen Lein mehr. Hinzu kommt der Klimawandel.
Verändert sich dadurch die Pflanzenvielfalt eines Standorts, müssen Wildbienen ausweichen, so sie es können - oder sie verschwinden. Der Naturschutz sieht eine ernsthafte Bedrohung für Wildbienen. Sie leiden unter der intensiven Landwirtschaft, dem Verlust von Lebensraum und Nahrung, der Bodenversiegelung und dem Klimawandel.
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Widrigen Lebensbedingungen
Wie sehr das Nutztier Honigbiene Schuld trägt, wird in Imkerei und Naturschutz intensiv diskutiert. Studien legen nahe, dass Konkurrenz besteht. Die Auswirkungen sind oft unklar und von vielen Faktoren abhängig. Möglich ist, dass die robuste Honigbiene mit widrigen Lebensbedingungen besser zurechtkommt als viele Wildbienenarten. Die Imker:innen fordern mehr Untersuchungen, um evidenzbasierte Maßnahmen setzen zu können.
Noch ist nicht reguliert, wie viele Honigbienenstöcke an einem Standort stehen dürfen. Sollten Restriktionen notwendig sein, wäre man bereit, darüber zu reden, hört man aus der Imkerschaft. Auf jeden Fall schafft die Konkurrenzdebatte mehr Bewusstsein für die große und gefährdete Gruppe der bestäubenden Insekten - Wildbienen und Honigbiene gemeinsam.
Gestaltung
- Lukas Tremetsberger