Alice Munro

APA/AFP/PETER MUHLY

1931–2024

Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro ist tot

Die kanadische Schriftstellerin Alice Munro ist tot. Sie starb am Montag im Alter von 92 Jahren. Ihr Werk umfasst mehr als 150 Kurzgeschichten, sie galt als Meisterin dieses Genres. 2013 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Munro starb laut Angaben ihres Verlags Penguin Random House Montagabend (Ortszeit) in ihrem Haus in Port Hope in der kanadischen Provinz Ontario. Die Schriftstellerin hatte schon seit mehreren Jahren unter gesundheitlichen Problemen gelitten, zuletzt an Demenz.

Bei der Verleihung des Literaturnobelpreises 2013 hatte sie die Jury als „Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte“ gewürdigt. Munros Geschichten spielen meist in der ländlichen Provinz Ontario, wo sie selbst unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen war.

Einfache Themen, komplexe Erzählungen

Der bissige Ton in einer langjährigen Ehe, die Angst eines Elternpaars, als die kleine Tochter fast ertrinkt. Die Erschöpfung einer Hausfrau und Mutter im Angesicht der täglichen Routine. Oder die Mühsal der harten bäuerlichen Arbeit bilden die Zentren von Munros einnehmenden erzählerischen Mikrokosmen. Viel mehr als die Handlung interessierte sie stets die Atmosphäre, die sich mit Sprache herstellen ließ.

So einfach und unbedarft die Themen und Figuren, so komplex konstruierte Munroe. Ihre Erzählungen wechselte unverhofft Richtung Perspektive und Zeitebene, kreuzte Handlungsstränge, Erlebtes und Erinnerte und kreierte mit unsentimentaler Sprache eine intensive emotionale Nähe. Vielleicht, weil Alice Munro genau wusste, wovon sie schrieb. Oder wie sie es umgekehrt formulierte, weil sie schrieb, was sie vom Leben wusste.

Schreiben ist das Beste

Die Tochter eines Fuchsfarmers musste ihr Studium aus finanziellen Gründen abbrechen. Eine ihrer vier Töchter starb kurz nach der Geburt. Trotz anfänglicher Erfolge musste sie sich als Hausfrau und Mutter jahrelang spärliche kostbare Zeit zum Schreiben abringen.

Das Schreiben das Beste sei, was man mit seinem Leben anfangen könne, war der Schriftstellerin schon früh bewusst. Als 20-jährige Studentin, veröffentlichte sie die erste Kurzgeschichte. Es folgten weitere Veröffentlichungen in Rundfunk und Zeitschriften. 1968 erschien der erste Erzählband Tanz der seligen Geister. Es war der Beginn einer Weltkarriere, die 2013 im Literaturnobelpreis gipfelte.

Auch wenn es in den letzten Jahren still wurde um die demenzkranke Autorin, werden ihre komplexen, vielschichtigen und hintersinnigen Erzählungen wohl auch weiterhin Generationen von Leserinnen und Lesern weltweit begeistern.

Text: apa/red.; Audio: ORF/Judith Hoffmann