Pit Dahm

ASTRID ACKERMANN

Ö1 Talentebörse

Pit Dahm, Schlagwerk

In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Künstlertalente Österreichs. Schlagwerker Pit Dahm ist Kunst wichtig:

Ich bin luxemburgischer Musiker und liebe die Vielseitigkeit – in jederlei Hinsicht. Auf musikalischer Ebene passt das Schlagzeug als mein Instrument da natürlich sehr gut; ansonsten kann ich auch nur schwer die Finger von allem lassen, das irgendwie mit Kunst zu tun hat.

Was ist Kunst?

Kunst ist für mich Ausdruck von Empfindungen und Gedanken.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Als Kind hatte ich durch ein Spielzeug-Drumset sowie eine alte Gitarre und Blockflöte meiner Eltern erste Kontakte zur Musik, später kam dann die Anmeldung zum Musikunterricht. In meiner frühen Jugend erstellte ich Klaviercovers, erst noch im Bereich der Popularmusik.
Mit ungefähr fünfzehn Jahren hat es dann so richtig mit der klassischen Musik gefunkt und ich habe einen Komponisten, ein Werk nach dem anderen entdeckt.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Für mich kommt Kunst von müssen, weil man nicht anders kann. Das Wollen erübrigt sich dann.

Wo würden Sie am liebsten auftreten?

Als Orchesterschlagzeuger ist es immer ein Erlebnis in renommierten Sälen zu spielen, da träumt man natürlich vom Wiener Musikverein, der Royal Albert Hall in London oder der Carnegie Hall in New York.
Wenn ich aber allein musiziere habe ich eine deutliche Vorliebe für intimere Umgebungen wie Haus- oder Salonkonzerte. Da ist die Verbindung mit dem zuhörenden Individuum viel stärker und Ausdruck sowie Emotion sind für beide Parteien viel intensiver.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Selbstverständlich hat jeder seine Vorbilder, mit denen man gerne einmal auf der Bühne stehen würde. Allerdings empfinde ich es immer als große Freude, wenn jemand mit Leidenschaft, gesunder Selbstkritik und völliger Hingabe an die Sache musiziert.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Überhaupt keinen. Jene Werke, deren Entstehung durch finanzielle Mittel erzwungen wird, erachte ich nicht als Kunst.
Wahre Kunst wird aus der Empfindung ihres Schöpfers und dessen unweigerlichem Verlangen diese Empfindung zum Ausdruck zu bringen geboren. Sie entsteht also völlig unabhängig von jeglichen finanziellen Einflüssen. Was wir als „Markt“ bezeichnen ist lediglich die VERmarktung der Kunst – ein opportunistisches Konstrukt; das ist hier überhaupt keine negative Bewertung, der Markt speist Menschen und nährt somit das Medium, durch welches Kunst in Erscheinung tritt.
Jedoch: Die Kunst gibt es nicht durch den Markt, ganz im Gegenteil: der Markt verdankt seine Existenz der Kunst.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Alle Kunst. Der Markt ist von ihr abhängig.
Man könnte meinen, die Kunst sei auch vom Markt abhängig - das stimmt nicht. Es sind die Kunstschaffenden, die von ihrer Kunst leben können müssen und somit vom Markt abhängig sind, jedoch nicht ihre Empfindungen und somit nicht ihre Kunst.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Für das Wohlergehen meiner Familie und Freunde.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Im Moment mache ich viele Orchesterprobespiele, eine Festanstellung in einem Orchester wäre also eine Möglichkeit. Ansonsten gehe ich dahin, wo die Musik mich hinführt.

Haben Sie einen Plan B?

Das kann man so schwer sagen; alles mit Musik ist für mich Plan A und B zugleich. Da gibt es immer Wege, man muss nur offen sein. Außermusikalische Pläne habe ich allerdings nicht.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Einmal hat sich während eines Konzerts der Schwalbenschwanz meines Fracks im Stuhl verfangen. Als ich zwischen zwei Sätzen einer Sinfonie aufstand um meine Position einzunehmen, hörte ich hinter mir plötzlich einen lauten Rums. Natürlich starrten mich die Augen des gesamten Orchesters und des Publikums – sowie wohl auch die der Livestream-Zuschauer – erschrocken an.
Nachher waren aber alle sehr unterstützend – schließlich sind wir ja alle nur Menschen.

Wollen Sie die Welt verändern?

Ich denke, das ist unser aller Pflicht. Um die Welt zum Guten zu verändern braucht es auch keine großen Taten. Das beginnt bei jedem selbst. Es beginnt dann, wenn wir einander ehrlich zuhören, Empathie zeigen, Nächstenliebe wirklich leben und wenn wir – man kann es nicht oft genug zitieren – nachdem man uns auf die rechte Wange geschlagen hat, auch die andere hinhalten. Und sind dies dann nicht auch bereits große Taten?

Übersicht:

Ö1 Talentebörse