Lena Schilling

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doublecheck | 06 06 2024

Ein anonymisierter Medien-Hype

Selten war Österreichs Medienbranche so uneins wie in der Frage: Sind die Vorwürfe, die der "Standard" über die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling veröffentlicht hat, politisch relevant? Oder hat das links-liberale Qualitätsblatt ohne Not eine Grenzüberschreitung getätigt, die den übermächtigen Boulevard-Medien in Österreich das Tor zur Unseriosität noch weiter aufstößt - und warum? #doublecheck über eine anonymisierte Berichterstattung, die einen Medien-Hype ausgelöst und die Berichterstattung über den EU-Wahlkampf dominiert hat.

Sendung vom 6. Juni 2024

Eine Eigenproduktion des ORF

Anonymisierte Berichterstattung und ein Medien-Hype

Der Presserat - das gern unterschätzte Selbstkontroll-Organ der Zeitungen - musste sich nach eigener Einschätzung auf Neuland begeben und hat zum Beispiel das Ausmaß der Zitierung anonymisierter Quellen in der Berichterstattung über die Vorwürfe gegen Lena Schilling unter die Lupe genommen. Das muss nämlich gemäß den Regeln des Ehrenkodex für die österreichische Presse verhältnismäßig sein. Die Diskussion geht indessen weiter. #doublecheck hat mit der Kommunikationswissenschaftlerin Petra Herczeg gesprochen und mit den Leuten vom "Standard", die zu den Vorwürfen recherchiert haben - aber auch mit Beobachtern von außen. Denn viele sehen die Entwicklung auch als eine Folge der zu großen Nähe, die hierzulande zwischen Medien und Politik herrscht.

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Der Charakter der Wählerzustimmung

Während allerorten die fehlende Debatte über sachpolitische Themen im EU-Wahlkampf beklagt wurde, haben genau das die TV-Duelle auf ORF III und auf Puls geliefert. Dort konnte man einen Helmut Brandstätter von den NEOS erleben, der dem FPÖ-Spitzenkandidaten Harald Vilimsky Kontra gegeben hat, und eine Lena Schilling, die unbeirrt von den Einschlägen rechts und links ihre Botschaften abspulte. Reinhold Lopatka versuchte die Europapartei ÖVP aus dem populistischen Fahrwasser zu zerren, und Andreas Schieder bemühte sich um ein Neutralitäts-Bild, das ihn nicht in einem Boot mit der FPÖ sitzend zeigt. #doublecheck hat mit dem Meinungsforscher Peter Hajek darüber gesprochen, was diese Wahl entscheiden könnte.

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Verschwörungs-Formate von rechts

Stimmen die bisherigen Umfragen, dann wird die FPÖ am Sonntag erstmals in der Geschichte bei einer Bundeswahl auf Platz eins liegen. Konsequente Parteimedien-Arbeit und ein nie dagewesener Fokus auf Verschwörungs-Mythen haben zu dem Höhenflug beigetragen: "Mit euch gegen das System", so heißt die neueste Kampagne der Freiheitlichen, verbreitet über FPÖ-TV und soziale Medien. Eine alte Formel, die an Jörg Haider erinnert, neu verpackt für das Wahljahr 2024, sagen Kommunikations-Experten. Doch diesmal verfängt das mehr, weil die Krisen größer und vielfältiger sind und ein großes neues Mediennetzwerk eine parallele Realität zu zeichnen scheint. Verschwörungs-Erzählungen rücken in die Mitte der Gesellschaft, und so prägen Europas Rechte auch den öffentlichen Diskurs.

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