Bodo Hell

LUKAS BECK

Ö1 Schwerpunkt

Bodo Hell - Würdigung zum 82. Geburtstag

Seit dem Sommer 2024 ist der österreichische Schriftsteller Bodo Hell im Dachsteingebiet verschollen. Der Musiker, Senner und Dichter war bekannt für seine Sprachexperimente und Performances. In Büchern, Hörspielen und Filmen thematisierte er sein langjähriges Doppelleben zwischen Stadt und Alm. Anlässlich seines 82. Geburtstages am 15. März widmet Ö1 ihm nun einen Schwerpunkt.

Zuletzt veröffentlichte er das Buch "Begabte Bäume" und das Klangbuch "Natur Aufnahme von Ziegen, Zaunammern und Zikaden". Hell wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ernst-Jandl-Preis. 2023 erhielt er den Kunstpreis, 2024 den Literaturpreis des Landes Steiermark.

Wo auch immer der drahtige Dichter mit Brille und Bucklkraxn auftauchte, faszinierte er mit Herzlichkeit, unerschöpflicher Sprachlust und lexikalischem Wissen.

Bodo Hell

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Angelesenes und Erarbeitetes

"Es ist natürlich sehr viel Angelesenes und Erarbeitetes. Wissen ist nicht dauernd präsent. Das ist in der Sprache versteckt und in den sprachlichen Strategien versteckt sich. Da kann man vieles anwenden, vom Dialog bis zur Bildbeschreibung", sagte Bodo Hell zuletzt im Ex-Libris-Sommergespräch. Seit den 1970er Jahren veröffentlichte er zahlreiche Werke unterschiedlicher Gattungen - von Lyrik bis Drama, von Musik bis Fotografie, vom Hörspiel bis zur Litanei, die der Autor zu experimentellen Prosa-Collagen montierte, die sich oft erst im lauten Lesen gänzlich erschlossen.

"Weil ich es natürlich selber laut lese und dann schaue stimmt das im Rhythmus? Das ist ganz wichtig, glaube ich. Es ist dann so, wenn die Menschen hören, wie man das vorliest, dann merkt man eigentlich, dass das so reichhaltig ist. In dem Ausdruck kommt das dazu und später kommt noch das dazu."

Ernst Jandl, Lehrer und Vertrauter

Geboren am 5. März 1943 in Salzburg, studierte Bodo Hell zunächst Orgel am Mozarteum und später Geschichte, Germanistik und Philosophie in Wien. Er kam in Kontakt mit der Wiener Gruppe und fand in Ernst Jandl einen strengen Lehrer und engen Vertrauten.

„Man hat immer ein bisschen Angst vor ihm gehabt. Aber er hat immer sehr genau gelesen und war immer gut vorbereitet. Zum Schluss war er sehr krank. Er ist dann aus der Badewanne nicht mehr herausgekommen, hat mich angerufen und gesagt ‚Du kommst und hilfst mir aus der Wanne‘. Wie ich hingekommen bin, war die Rettung schon da. Und er sagt ‚Du fährst jetzt zum Bielefelder Kolloquium und sagst ‚Ich kann nicht kommen, weil ich nicht aus der Badewanne herauskomme‘."

Hell fuhr nach Bielefeld und zur Grazer Autorenversammlung, gewann 1972 den Rauriser Literaturpreis und veröffentlichte 1977 sein erstes Buch „Dom Mischabel Hochjoch. Drei Bergerzählungen“.

Bodo Hell

SIGRID LANDL

Autor und Hirte

Die Berge waren ihm fast ein halbes Jahrhundert lang sommerliche Heimat, wenn er als Hirte auf der Grafenberg im Dachsteingebirge lebte.

Man muss natürlich hinterher hinter den Kuhschwänzen. Man muss gehen, um auch neue Wege zu gehen und dort wieder was zu finden. Also es ist ein Auffinden. Und unterm Weg natürlich alles Mögliche erfinden.

Das Gehen auf der Alm und in der Stadt wurde ihm zum lebenslangen literarischen Motor. In seinen unverwechselbaren assoziativen Sprachspaziergängen durchkreuzte und verknüpfte Bodo Hell bis zuletzt Natur und Kultur, Mythologie und Wissenschaft.

Weitere Veranstaltungen

"Bodo Hell: Verweile doch!" nennt sich am 13. März ein Erinnerungsabend im Literaturhaus Salzburg, mit dabei sind Weggefährten wie die Musiker Erwin Rehling, Peter Angerer und Werner Zangerle sowie der Schauspieler Wolfram Berger.

Die beiden Filme "Im Augenblick" und "Am Stein" von Othmar Schmiderer, dem langjährigen Freund und Wegbegleiter von Bodo Hell, sind am 16. März bei einem Erinnerungsabend auf Schloss Goldegg zu sehen, am 17. März folgt im Literaturhaus Graz "Ein Abend für Bodo Hell mit Johannes Silberschneider": Nach einer Lesung aus Texten Bodo Hells sprechen Droschl-Chefin Annette Knoch, Manfred Mittermayer (Rauriser Literaturtage) und die Journalistin Julia Zarbach über den Autor und sein Werk.

Bei den Rauriser Literaturtagen erinnert man am 21. März mit der musikalischen Gestaltung der Lesungen durch künstlerische Weggefährten an den Autor.

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