
AMIR KAUFMANN
Innsbrucker Festwochen in Ö1
"Shakespeare’s Songbook"
Das Ensemble The Playfords bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
19. August 2025, 16:41
Zu den Sendungen
Intrada | 08 08 2025, 10.05 Uhr - Innsbrucker Festwochen der Alten Musik u.a.
Gedanken | 10 08 2025, 9.05 Uhr - Christina Pluhar mit "Wonder Women"
Alte Musik | 13 08 2025, 19.30 Uhr - Il Giardino Armonico / Antonini / Smirnov
Alte Musik | 24 09 2025, 19.30 Uhr - The Playfords mit "Shakespeare’s Songbook"
"Wer hält die Fäden in der Hand?" - Diese Frage haben die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik als Motto über ihre 49. Ausgabe gestellt. Und wer hätte lose Fäden denn je besser versponnen als das Genie William Shakespeare? Am 15. August ist ihm das Konzert "Shakespeare’s Songbook" gewidmet, gespielt von dem deutschen Ensemble The Playfords.
The Playfords sind nicht nur von Musik, Literatur und Lebensgefühl des 16. und 17. Jahrhunderts inspiriert, sie verweben all diese Fäden zu einem Gesamtkunstwerk aus Alter Musik, Poesie und Tanz. Wobei die Poesie - und damit kommen wir wieder zu William Shakespeare zurück - durchaus ihre Eigenheiten hat. Denn Shakespeares literarische Welt war voller Anspielungen, deren derbe Erotik in deutschen Übersetzungen gern taktvoll unterschlagen wird. Ein Beispiel nennt das Programmheft: Das Lied "An Old Hare Hoar", meint nicht nur einen in Ehren ergrauten Hasen, sondern auch den lautgleichen Begriff Hure. Wer das nicht weiß, dem wird sich der komisch-doppelbödige Sinn des Texts kaum erschließen.
Hase oder Hure?
Einen roten Faden durch das Dickicht Shakespeare’scher Doppelbödigkeiten zu spinnen, das ist Ross W. Duffin mit seinem Buch "Shakespeare’s Songbook" gelungen. The Playfords haben diesen literarischen Reiseführer durch das Labyrinth der Andeutungen und Verklausulierungen in den Texten Shakespeares zur Grundlage ihres Konzerts gemacht und aus dem reichen Konvolut ein Programm erstellt.
Ein Konzert, das nicht wie üblich im Spanischen Saal auf Schloss Ambras stattfindet, sondern in St. Bartlmä, einem pittoresken Areal im Westen Innsbrucks, das aus sieben ehemaligen Fabrikhallen und einer Gießerei besteht. Ein solcher Ort ist perfekt für eine Aufführung im Sinne Shakespeares, der ja auch "Shakespeare’s Songbook" Theaterunternehmer war und in seinem Globe Theatre Menschen aller Schichten unterhalten hat. Der Unternehmer Shakespeare lebte zum einen von den Eintrittspreisen, zum anderen auch von Textblättern, die den Geschmack der verschiedenen Bildungsschichten treffen mussten.

AMIR KAUFMANN
Globe - Ein Theater wie einst
Wer sich in London befindet, der kann diese spezielle Bühnenluft heute wieder atmen, denn Shakespeare’s Globe Theatre, ein 1599 erbautes elisabethanisches Schauspielhaus, wurde rekonstruiert und befindet sich am Südufer der Themse in Southwark, London. Ein Theater wie einst, ohne Scheinwerfer, Lautsprecher oder Verstärker.
Die Schauspieler haben nur ihre Stimme zur Verfügung, die Stücke werden wie einst mit Klängen von historischen Instrumenten untermalt. Denn Musik gehörte, wie der Tanz, zum selbstverständlichen Repertoire jeder Aufführung. Die Figuren sangen bekannte Balladen, in den Pausen und vor der Vorstellung gab es Konzerte. In einer Welt ohne Tonträger bestimmt ein Faszinosum für die Menschen.
Weiße Fahne: Heute Komödie
Bunte Fahnen zeigten von Weitem an, welches Genre gerade gegeben wurde: Schwarz für Tragödien, Rot für Historienspiele, Weiß für Komödien. Über allem standen die Kunst der Improvisation, die spontane musikalische Intuition und die Idee des Augenblicks. Berühmt - auch das erzählt uns das Abendprogramm - waren die Jigs des Schauspielers Will Kempe. Er soll im Jahr 1600 die 180 km von London nach Norwich tanzend zurückgelegt haben.
Die Welt im Globe Theatre Shakespeares war ein Gesamtspektakel, dem The Playfords seit einem Vierteljahrhundert in ihren Konzerten nachspüren: auf gründlicher Recherche basierend und der Geschichte verpflichtet, aber zugleich immer mit leichter Hand und dem Humor der heutigen Zeit verhaftet.
Gestaltung
- Patrizia Jilg