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Jagdszenen aus Tirol. Feature von Peter Angerer

Anfang August 2011 wird der Buchhändler und Autor Günther H. um sieben Uhr morgens von neun Kriminalbeamten wegen des Vorwurfs der gefährlichen Drohung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz in seiner Wohnung in einem Dorf im Zillertal, Tirol, verhaftet. Wohnung und Keller des Autors werden durchsucht, Computer, Filme und Bücher beschlagnahmt. In einer Parallelaktion werden Verwandte und Bekannte des Verdächtigen einvernommen. In einem abgedunkeltem Auto wird der Verdächtige nach Linz gefahren, um dort von Adelheid Kastner, Primarärztin der Abteilung für Psychiatrie an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg, untersucht zu werden. Glücklicherweise kann die Gutachterin beim Verdächtigen kein Gefahrenpotenzial erkennen.

Das Vergehen des Mannes bestand darin, im April 2010 in einem Leipziger Verlag den Roman "Rückkehr ins Kinderseelen-KZ" unter dem Pseudonym Frieda Norka veröffentlicht zu haben. Mit unterschiedlichen literarischen Verfahren (Tagebuch, Tonbandprotokoll, Interview und Dokumentation) wird darin der Amoklauf in einer Tiroler Hauptschule am 20. April 2010 beschrieben. Mehr als ein Jahr später und einige Tage vor Ferienbeginn schickt der Autor - anonym - den Roman an eine ehemalige Lehrerin, die das Buchgeschenk anzeigt. Für einen Kriminalpsychologen des Innenministeriums sind Romanfigur und Autor identisch, eine Verwechslung, die darauf angelegt ist, die bürgerliche Existenz des unbescholtenen Autors zu vernichten.

Die Hauptverhandlung gegen Günther H. fand am 20. September 2011 am Gericht in Innsbruck statt.

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