Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Reden oder zeigen. Karl Jaspers und die Neurowissenschaften
Gestaltung: Nicole Dietrich

"Wird der Mensch erkannt, dann wird nicht er selbst erkannt, sondern etwas in seiner Erscheinung." Karl Jaspers war Existenzphilosoph und Phänomenologe, Psychiater, Herzkranker und Bestsellerautor. 1913 wird er mit seiner Habilitationsschrift "Allgemeine Psychopathologie" berühmt. Er stellt die Psychiatrie auf geisteswissenschaftlich-phänomenologische Beine und schreibt - in asexueller Abgrenzung zu Freud - über die Seele, um die Philosophie zu retten.

Die Überwindung der Disziplinengrenzen, von der Psychiatrie in die Psychologie, von der Psychologie in die Philosophie, von der Philosophie in die Religionswissenschaften, wird ihn zu einem der Paradephilosophen im Nachkriegsdeutschland machen. Mit seinem Dialogpartner Heidegger bricht er so wie mit Nazi-Deutschland, mit Hannah Arendt verbindet ihn eine lebenslange (Brief-)Freundschaft. Wie denkt man in einer Zeit der bildgebenden Verfahren, des neurowissenschaftlichen Paradigmas über einen, der sich von der positivistisch-naturwissenschaftlichen Psychiatrie distanzierte und u. a. die These von der somatischen Nichtbegründbarkeit seelischer Vorgänge und Krankheiten vertrat?

Service

Karl Jaspers: Allgemeine Psychopathologie, 6. Auflage, Berlin/Göttingen/Heidelberg, Springer Verlag, 1953 (1. Auflage, Heidelberg 1913)
Karl Jaspers: Schicksal und Wille. Autobiographische Schriften. (hg v. Hans Saner), München 1967
Thomas Fuchs, Das Gehirn - ein Beziehungsorgan. Eine phänomenologisch-ökologische Konzeption. Stuttgart 2007
Hans Saner: Karl Jaspers in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 12. Aufl. Reinbek: Rowohlt 2005
Kurt Salamun: Karl Jaspers. 2. erw. Aufl. Würzburg: Königshausen&Neumann 2006.
Knut Emig /Thomas Fuchs (Hg.):Karl Jaspers - Philosophie und Psychopathologie. Heidelberg: Univ.-Verlag Winter 2008.
Lotte Köhler, Hans Saner (Hg.): Hannah Arendt - Karl Jaspers Briefwechsel 1926-1969, München/Zürich (Piper), 1985 (3. Aufl 1993)
Die Psychologie des 20. Jahrhunderts, Bd I, Die europäische Tradition
Monika Meyer-Bohlen / Matthias Bormuth (Hg): "Wahrheit ist, was uns verbindet". Philosophie, Kunst, Krankheit. (Ausstellungskatalog), 2008
Schott, Geschichte der Psychiatrie
Sonja Rinofner-Kreidl / Harald Wiltsche (Hg.): Karl Jaspers´ Allgemeine Psychopathologie zwischen Wissenschaft, Philosophie und Praxis. Würzburg 2008


GesprächspartnerInnen
Thomas Fuchs, Psychiater u Philosoph, Universität Heidelberg
Sonja Rinofner, Philosophin, Universität Graz
Benedikt Grothe, Neurobiologe, LMU München (Munich Center for Neurosciences, Brain & Mind)
Erhard Oeser, Neurophilosoph, Inst. f. Wissenschaftstheorie (em.), Universität Wien

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