Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Co-Abhängigkeit - Wenn Angehörige die Sucht mittragen
Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos


Kinder, die die Sucht eines Elternteils vor der Öffentlichkeit geheim halten wollen. Mütter, die mit aller Kraft versuchen, ihre Kinder aus der Drogenhölle zu retten und das Gegenteil bewirken. Menschen, die den Drogenkonsum ihrer Partner kontrollieren und diesen im Gespräch mit anderen klein reden. Arbeitskollegen, die einen alkoholkranken Mitarbeiter über lange Zeit decken und dessen Arbeit zum Teil übernehmen.
Diese schützenden Verhaltensweisen sind in der Regel gut gemeint. Verständlich - denn die Suchterkrankung einer Person betrifft beinahe immer deren Partner, Familie und Freunde. Das Leid aller Betroffenen kann riesengroß sein.
Die beschriebenen Handlungen können aber auch auf eine Co-Abhängigkeit hinweisen. Damit sind jene Verhaltensmuster gemeint, die über das normale zwischenmenschliche und mitfühlende Verhalten hinausgehen und der Suchterkrankung mitunter sogar Vorschub leisten.
Dies geschieht dann, wenn die helfen-wollende Person sich im Fühlen und Handeln völlig auf das Suchtproblem der/s anderen fokussiert oder sich dafür verantwortlich fühlt. Das daraus resultierende Verhalten verstärkt sehr häufig die Problematik. Angehörige von Suchtkranken sind also, ob sie es nun wollen oder nicht, in die Entwicklung und Aufrechterhaltung von Suchterkrankungen verstrickt. Diese Spirale ist ohne professionelle Hilfe oder die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen kaum zu stoppen.
Andrerseits ist der Begriff "Co-Abhängigkeit" nicht unproblematisch und man bewegt sich beim Versuch einer Definition auf unsicherem Terrain. Die so bezeichneten Angehörigen werden in die Täterrolle gedrängt, häufig finden sich versteckte Schuldzuweisungen und meist richten sich diese Angriffe gegen die Frauen. Die Meinung, einem Mann bliebe "bei so einer Frau ja nichts anderes übrig, als zu trinken" wird nicht nur an den Wirtshaustischen vertreten.
In der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors beleuchtet Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos im Gespräch mit einer Psychiaterin, einer Psychotherapeutin und einer Betroffenen die Rolle des Umfelds suchtkranker Personen und diskutiert über die Gefahr, in eine Co-Abhängigkeit zu gelangen, bzw. darüber, wie man dies vermeiden kann.

Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Mag.a Nora Kirchschlager

Service

Univ.-Prof.in Dr.in Gabriele Fischer (Leiterin der Drogenambulanz, Universitätsklinik für Psychiatrie & Psychotherapie, Medizinische Universität Wien)
Ingrid Trabe, MSc (Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Co-Abhängigkeit, Leiterin einer Angehörigengruppe, Aloha Institut für Psychotherapie)
Frau Serap, lebt in einer Beziehung mit einem alkoholkranken Mann
Angehörigengruppe beim Blauen Kreuz

Al-Anon und Alateen - Österreichweite Selbsthilfegruppen für Angehörige und Freunde von Alkoholikern
Blaues Kreuz Österreich (christliche Suchtkrankenhilfe)
Anton Proksch Institut/Stiftung Genesungsheim Kalksburg (Therapiezentrum für Alkohol- und Medikamentenabhängige)
b.a.s. - Betrifft Abhängigkeit und Sucht (Steirische Gesellschaft für Suchtfragen)
Wagner-Jauregg Nervenklinik Linz (Psychiatrie 5/Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen)
Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz - Zentrum für Suchtmedizin Psychosozialer Dienst Burgenland GmbH
Krankenhaus de La Tour der Evangelischen Stiftung Treffen - Offene Therapiestation zur Behandlung von Abhängigkeiten
Salzburger Universitätsklinikum, Christian-Doppler-Klinik Salzburg Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie II
Landeskrankenhaus Hall, Station B4, Fachstation für Alkohol- u. Medikamentenabhängige
Krankenhaus Stiftung Maria Ebene
Information für Angehörige von Alkoholkranken, Gesundheitsministerium
Die Psychotherapeutin Ingrid Trabe zu Co-Abhängigkeit
Artikel zur Co-Abhängigkeit, Wiener Zeitschrift für Suchtforschung 30/2007
Informationen für Angehörige, Blaues Kreuz
Informationsseite zu Co-Abhängigkeit
Alkoholismus als Krankheit

Susanne Hühn, "Ich lasse Deines bei Dir: Co-Abhängigkeit erkennen und lösen", Schirner Verlag 2010

Monika Rennert, "Co-Abhängigkeit: Was Sucht für die Familie bedeutet", Lambertus-Verlag; 3. Auflage 2012

Reinhold Ruthe, Peter Glöckl, "Alkohol in Ehe und Familie - Was die Familie tun kann",
Blaukreuz Verlag 2012

Brigitte Hansen, "Das Ende war der Anfang - Ein Mutmachbuch für Eltern von Kindern, die Drogen nehmen", Blaukreuz Verlag 2011

Sendereihe