Radiokolleg - Was ist politisch korrekt?

Sprache als gesellschaftliche Kampfzone
(3). Gestaltung: Gerhard Pretting

Political Correctness entstand in den 1980er Jahren in den USA im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung. Ziel war es, der Diskriminierung von Minderheiten durch eine nicht-wertende, neutrale Sprache entgegen zu wirken. Zuerst noch war "politically correct" eine durchaus ironisch gemeinte Selbstbeschreibung der Vertreter der politischen Korrektheit, in den 1990er Jahren wurde es von jenen, die der Entwicklung skeptisch gegenüberstanden, jedoch mehr und mehr als pejorativer Begriff verwendet.

Die Frage, wie eine nicht-diskriminierende Sprache, die alle miteinbezieht, aussehen soll, führt oft zu seltsamen Diskussionen. So ist das beliebte Binnen-I (z. B. die KonsumentInnen) mittlerweile bereits umstritten, weil es von der Existenz zweier klar bestimmter Geschlechter ausgeht, nämlich Mann und Frau. Da werden doch jene ausgegrenzt, die sich nicht zu einem Geschlecht bekennen wollen, so die Kritik. Und deshalb lautet die aktuelle politisch korrekte Schreibweise: Konsument_innen.

Man kann über solche Spitzfindigkeiten natürlich lange und gerne streiten - man kann sie verteidigen oder lächerlich machen. Und man kann sich auch fragen, ob es noch korrekter Journalismus ist, wenn eine österreichische Qualitätszeitung in der Chronikberichterstattung darauf verzichtet, die Herkunft der Täter/innen zu publizieren, um nicht der Ausländerfeindlichkeit Vorschub zu leisten. Oder, ob es notwendig ist, "Zigeunerschnitzel" und "Mohr im Hemd" von den Speisekarten zu eliminieren. Aber die Frage, die dem ganzen zugrunde liegt, ist eine zutiefst philosophische. Nämlich, ob es möglich ist, mittels Sprache gesellschaftliches Bewusstsein und gesellschaftliche Prozesse zu verändern oder nicht.

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