Da capo: Im Gespräch

"Das Leben verwandelt Traum in Leben und Leben in Traum". Michael Kerbler spricht mit Mario Vargas Llosa, Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger

Im Jahr 2010 hat die Schwedische Akademie der Wissenschaften den Schriftsteller Mario Vargas Llosa mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er wurde für seine - Zitat - "Kartographien von Machtstrukturen und seine bissigen Bilder von Widerstand, Revolten und Niederlagen des Individuums" ausgezeichnet, wie es in der Begründung hieß. Übrigens: Mario Vargas Llosa war der erste Preisträger aus Südamerika seit dem Jahr 1982; damals ging der Literaturnobelpreis an Gabriel García Márquez.

"Die Vorstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur, das Bewusstsein der Umweltzerstörung durch die Industriegesellschaft und die moderne Technologie, die Aufwertung des Wissens des Primitiven, der gezwungen ist, seinen Lebensraum zu respektieren, wenn er nicht untergehen will, ist eine Anschauung, die in jenen Jahren zwar noch keine intellektuelle Mode darstellte, aber doch schon allenthalben, selbst in Peru, Wurzeln zu schlagen begann." Diese Feststellung stammt von dem in Peru geborenen Schriftsteller Mario Vargas Llosa.

Vargas Llosa nimmt mit dieser Aussage auf einen seiner Romane Bezug, der im Jahr 1987 erschienen ist: "Der Geschichtenerzähler". Darin wird etwas offenbar, worüber wir nach wie vor beunruhigt sein sollten: die Zerstörung von Natur, Identität und Tradition durch den Wachstumsfetischismus der Industriegesellschaft. Übrigens: "Der Geschichtenerzähler" wurde 2011 in Wien zum zehnten Jubiläum der Aktion "Eine Stadt. Ein Buch" als Gratisbuch verteilt. Aus diesem Anlass besuchte Mario Vargas Llosa Wien. Damals bot sich eine gute Gelegenheit, um mit dem Schriftsteller, der lange Jahre auch Politiker war, über sein literarisches Schaffen, die Rolle des Schriftstellers in der Gesellschaft und über die aktuelle politische Krise - etwa in seiner neuen Heimat Spanien - zu sprechen. Dort hat sich die "Juventud sin futuro", die "Jugend ohne Zukunft" formiert, die den etablierten Parteien immer wieder in Sprechchören den Grund für ihre Empörung kundtat: "No nos representan!" - Sie vertreten uns nicht!"

Service

Mario Vargas Llosa, "Der Traum des Kelten". ins Deutsche übersetzt. von Angelica Ammar, Suhrkamp Verlag

Mario Vargas Llosa, "Der Geschichtenerzähler", ins Deutsche übertragen von Elke Wehr, Suhrkamp Verlag

Mario Vargas Llosa, "Ein diskreter Held", Roman, ab Mitte September bei Suhrkamp

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