Salzburger Nachtstudio

Im Mahlwerk des Todes
Der Epochenbruch des Ersten Weltkriegs markierte eine fundamentale Krise der Moderne - und den wahren Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer

Der Erste Weltkrieg war nicht nur die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", sondern auch der erste industrialisierte Massenkrieg der Geschichte. Vieles von dem, was im Zweiten Weltkrieg katastrophische Ausmaße von ungeahnter Dimension annahm, wurde im Ersten Weltkrieg bereits erprobt und vorweggenommen, vor allem in Osteuropa: Antisemitische Gewaltexzesse, ethnische Säuberungen und brutale Gewaltmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung sind in den sogenannten "Bloodlands" (Timothy Snyder) immer wieder wahrgenommen worden. Dazu kam die umfassende Technisierung des Krieges; sie ließ die Zahl der Toten, Verwundeten und Traumatisierten in bis dahin unvorstellbare Dimensionen steigen.

In technischer Hinsicht markierte der Erste Weltkrieg eine apokalyptische Apotheose der Moderne, in politischer und soziokultureller Hinsicht, darauf wird in der Forschung immer wieder hingewiesen, lässt sich der "Große Krieg" zwischen 1914 und 1918 als Ausdruck einer tiefgreifenden Transformationskrise der Moderne interpretieren: die verfaulenden Vielvölkermonarchien Österreich-Ungarns, Russlands und des Osmanischen Reichs gingen in den "Stahlgewittern" des Ersten Weltkriegs ebenso unter wie die "Belle Epoque", die Autoren wie Marcel Proust, John Galsworthy oder Arthur Schnitzler so glanzvoll beschrieben haben.

Im "Salzburger Nachtstudio" reflektieren prominente Zeithistorikerinnen und Zeithistoriker den aktuellen Stand der Forschung, vor allem im Hinblick auf die Kriegsschuld "Österreich-Ungarns", Kaiser Franz-Josephs und des österreichischen Generalstabs-Chefs Conrad von Hötzendorf.
Zu Wort kommen unter anderem: Hew Strachan (Oxford), Christopher Clark (Cambridge), Jewgeni Sergeev (Moskau), Manfried Rauchensteiner, Wolfgang Maderthaner, Verena Moritz, Hannes Leidinger, Wolfram Dornik und Julia Walleczek (alle Wien).

Service

Herfried Münkler: "Der große Krieg - Die Welt 1914 bis 1918", Rowohlt-Berlin
Christopher Clark: "Die Schlafwandler - Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog", aus dem Englischen von Norbert Juraschitz, DVA, München
Manfried Rauchensteiner: "Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie", Böhlau-Verlag, Wien
Wolfgang Maderthaner: "Untergang einer Welt - Der Große krieg 1914 - 1918", Brandstätter-Verlag, Wien
Verena Moritz und Hannes Leidinger: "Der Erste Weltkrieg", UTB-Verlag, Wien
Verena Moritz: "Zwischen Nutzen und Bedrohung - Die russischen Kriegsgefangenen in Österreich 1914 - 1921", Verlag Bernard & Graefe, Bonn
Wolfram Dornik und Bernhard Bachinger (Hrsg): "Jenseits des Schützengrabens - Der Erste Weltkrieg im Osten: Erfahrung - Wahrnehmung - Kontext", Studienverlag, Innsbruck

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