Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

"Zwischen Nation und Religion." Jüdische Kultur und die Frage der nationalen Identität
Gestaltung: Marlene Nowotny

Die Geschichte hat gezeigt, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten religiösen Gruppe kann das Nationalitätsbewusstsein mitbestimmen - genauso "identitätsstiftend" kann die Ausgrenzung einer Religionsgemeinschaft sein. Die jüdische Bevölkerung Mährens definierte sich beispielsweise in der Zwischenkriegszeit als "deutsch". Ihre "deutsche Identität" war eng mit ihrer religiösen Überzeugung verknüpft und symbolisierte eine Abgrenzung von der tschechischen Bevölkerung in Mähren.

Umgekehrt sollte etwa die "gemäßigte" Judenfeindlichkeit der britischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Nationalidentität Großbritanniens stärken. Einige politische Gruppen schürten die Angst, dass Juden die nationale Moral schwächen, die britische Kultur verwässern und die soziale Stabilität untergraben würden. Diese Form des Antisemitismus richtete sich gegen die gesamte jüdische Bevölkerung, assimilierte wie orthodoxe Juden. Das Verhältnis von britischer Identität und Judentum musste nach dem zweiten Weltkrieg neu definiert werden. Britische Soldaten hatten im Krieg gekämpft, das Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit, sie waren als Gefangene in einem Unterlager von Auschwitz untergebracht und haben dort das Schicksal der internierten Juden hautnah miterlebt.

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