Japan: Atompolitik zwei Jahre nach Fukushima

Japan hat heute mit einer Gedenkminute der Opfer der Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe vor zwei Jahren gedacht. Seitdem fährt das Land einen Zickzackkurs in Sachen Atompolitik. Nach dem die Zeichen auf Atomausstieg standen, will Regierungschef Shinzo Abe die abgeschalteten Reaktoren wieder hochfahren.

Mittagsjournal, 11.3.2013

Behörde hat strenge Sicherheitsauflagen versprochen

Das wirtschaftliche Argument von Shinzo Abe ist nicht von der Hand zu weisen. Es ging zwar vorübergehend ohne Strom aus Atomkraft, das hat Japan aber mit wesentlich höheren Importkosten für fossile Brennstoffe, insbesondere Gas, bezahlt. Das führte dazu, dass die Handels- und die Leistungsbilanz im Minus sind. Dadurch wird Japans Fähigkeit, auf Dauer seine Schulden aus dem Inland zu finanzieren, geschwächt.

Die Bevölkerung findet das wirtschaftliche Argument nicht überzeugend. Eine große Mehrheit will mittel- bis langfristig aus der Atomenergie aussteigen. Außerdem gibt es eine neue unabhängige Atomaufsichtsbehörde, die versprochen hat, die schärfsten Sicherheitsbedingungen der Welt einzuführen. Das wird dazu führen, dass die ersten Atommeiler vermutlich frühestens im kommenden Jahr wieder hochgefahren werden.

Zweifelhafter Erfolg bei Dekontaminierung

Es gibt auch aktiven Widerstand gegen die Atomkraft. Erst am Wochenende gingen in vielen Städten zehntausende AKW-Gegner auf die Straße. Allerdings ist die Bewegung mit der Erholung der Wirtschaft und schwindender Aufmerksamkeit für das Thema schwächer geworden und sie ist ohnehin sehr zersplittert und politisch schlecht organisiert.

Umweltschützer kritisieren, dass die Regierung die Folgen des Atomunfalls herunterspielt. Tatsache ist, dass das AKW Fukushima nicht vollständig unter Kontrolle ist, die Reaktoren eins bis drei können nach wie vor nicht betreten werden und das wird wohl das nächste Jahrzehnt auch noch so bleiben. Auch der Erfolg bei der Dekontaminierung ist zweifelhaft. Die Strahlenwerte werden zwar stark gesenkt, sind aber noch immer deutlich höher als vor der Atomkatastrophe.