Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Der Kern des Bösen
Philosophische Reflexionen über eine Grundkonstante des menschlichen Seins
Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

"Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man lässt", heißt es am Ende von Wilhelm Buschs "Frommer Helene". Doch so einfach funktioniert es eben nur bei Spießer-Karikaturen: "Gut" und "böse", das sind Kategorien, die eine Gemeinschaft vereinbart hat. Darüber hinaus gültige Definitionen gibt es nicht. Ethik und Moralphilosophie haben sich lange vor allem damit beschäftigt, was "gutes Handeln" sei, geleitet von der Vorstellung, dass alles menschliche Tun - so egoistisch oder unmoralisch es auch sein mag - zumindest aus subjektiver Sicht - "etwas Gutes" in sich birgt. Die Frage, ob es auch Handlungen gebe, die mehr als nur schlecht, nämlich "wahrhaftig böse" sind - und, wenn ja, warum - wurde hingegen lange Zeit vernachlässigt. Mittlerweile hat sich das geändert, und nach der Shoah und den vielen anderen Genoziden des 20. Jahrhunderts kommt auch die Philosophie an diesem Thema nicht mehr vorbei. Böse Taten, meinte noch Immanuel Kant, seien nicht zu graduieren. - Allerdings: bei "Völkermord" ist eben die Anzahl getöteter Menschen von Relevanz. Solche Handlungen sind nicht allein durch das Fehlverhalten Einzelner zu erklären: da geht es um böses Handeln im Kollektiv, um die Motivationen dahinter und um die Frage, wie Derartiges überhaupt begrifflich zu fassen ist. Auf die Suche nach dem "genuin Bösen" im Spannungsfeld zwischen individuellem Handeln und öffentlicher Moral, zwischen persönlicher Ethik und institutionalisierten Strukturen haben sich in Wien international führende Philosophen und Philosophinnen aus Europa und den USA begeben.

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