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Die gescheiterte Revolution von 1905. Der Anfang vom Ende des Zarenreichs. Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Von Zar Putin ist heute bisweilen die Rede. Die Machtambitionen des russischen Regimes werden oft dahingehend gedeutet, dass Putin eine Neuauflage der Sowjetunion respektive des Zarenreichs anstrebe - in jedem Fall ein mächtiges Großreich, knapp einhundert Jahre nach dem Ende des Zarentums. Der Anfang vom Ende dieses Reichs geht dabei mindestens auf das Jahr 1905 zurück. Schwere politische und soziale Missstände führten bereits im zaristischen Russland des 19. Jahrhunderts wiederholt zu Aufständen und Protesten. Besonders folgenreich sollte jedoch die Arbeiterkundgebung vom 9. Jänner (nach damals noch in Russland geltendem julianischem Kalender) bzw. 22. Jänner (nach gregorianischem Kalender) des Jahres 1905 sein.

Rund 150.000 unzufriedene - und unbewaffnete - Arbeiter zogen damals in einer friedlichen Prozession zum Winterpalast. Sie forderten Wirtschafts- und Arbeitsreformen ebenso wie einen politischen Umbau des repressiven Zarenreichs. Die Armee reagierte heftig: Rund 200 Menschen sollen getötet und unzählige verletzt worden sein, als Soldaten plötzlich in die Menge schossen. Streiks, Proteste gegen Grundbesitzer, Meutereien in der Flotte - insbesondere die Meuterei auf dem Linienschiff Potemkin - und schließlich ein Eisenbahnerstreik im Herbst 1905 folgten. Mitgetragen wurden die Proteste von der sogenannten Intelligenzia, also progressiv gesinnten Studenten und Akademikern. Besonders in der damaligen Hauptstadt St. Petersburg und in Moskau bildeten sich reform- und teils revolutionär orientierte Kreise heraus. Ende Oktober 1905 gewährte der Zar das Oktobermanifest, das gewisse bürgerliche Rechte sowie eine gesetzgebende Versammlung in Aussicht stellte. Doch binnen weniger Jahre wurde die alte Ordnung noch einmal weitgehend hergestellt.

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