Europa-Journal
1. TTIP und der Parmigiano - Italiens Angst vor dem USA-Handelsabkommen
2. Bedroht TTIP die europäischen Kulturen?
3. Wie schnell kommt das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP?
4. Erinnerung als Widerstand - zu einer Ausstellung im Wiener WUK
Moderation: Agathe Zupan
27. März 2015, 18:20
TTIP und der Parmigiano - Italiens Angst vor dem USA-Handelsabkommen
Die italienische Küche ist weltweit bekannt und beliebt - und nicht nur für Italiener eine kulinarische Besonderheit, die aus vielen kleinen, guten Dingen besteht, zum Beispiel dem weltberühmten Parmigiano Reggiano-Käse. Der ist eine geschützte Marke, die europaweit anerkannt wird, aber eben nicht in den USA, wenn das Handelsabkommen TTIP kommt - in dem sind geschützte Marken nicht mehr vorgesehen. Horrorvorstellungen kursieren in Italien, von Kunstkäse und Schmelzkäse, die alle als Parmigiano verkauft werden und die eigene, kleine, aber feine Produktion ruinieren. Die Sorge der Parmigiano-Erzeuger: aus den USA kommt künftig nicht nur das Chlorhuhn, sondern auch ein Käse, der nur mehr Parmigiano heißt, aber ganz anders schmeckt. Markus Epping war in italienischen Käsereien und Feinkostgeschäften unterwegs.
Bedroht TTIP die europäischen Kulturen?
Die Europäische Union hat sich von Anfang an die kulturelle Vielfalt auf ihre Fahnen geheftet. Mit dem transatlantischen Freihandelsabkommen sehen Kulturschaffende diese Vielfalt aber bedroht. Da geht es einmal um die Buchpreisbindung, die etwa in Deutschland und in Österreich für den Erhalt von kleineren Verlagen mit ihren Nischenprogrammen sorgen soll. Auf der anderen Seite geht es aber auch um die Förderung kultureller Einrichtungen. Wo in Europa die Staaten und die Kommunen Theater, Verlage, das Filmwesen und Orchester finanziell unterstützen, müssen sich ähnliche Einrichtungen in den USA am freien Markt behaupten, bzw. sind von privaten Mäzenen abhängig. Bei der Leipziger Buchmesse war dieses Thema heuer ein vieldiskutiertes Thema. Ein Bericht von Brigitte Fuchs
Wie schnell kommt das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP?
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel macht Druck - sie will das Handelsabkommen mit den USA, auch TTIP genannt, bis Ende des Jahres unter Dach und Fach bringen. Und wenn Deutschland etwas will, dann wird es wahrscheinlich auch so kommen. Das bedeutet, TTIP wird ab sofort intensiv verhandelt, nach wie vor unter Ausschluss der Öffentlichkeit, was die vielen Kritiker des Abkommens nach wie vor bemängeln. Dass die kleinteilige europäische Wirtschaftsstruktur zerstört wird, wenn die großen Konzerne aus den USA ohne Einschränkungen innerhalb der EU agieren dürfen, diese Sorge ist nachvollziehbar, die heimische Wirtschaft sieht solche Bedenken allerdings als kurzsichtige Panikmache - weder Chlorhuhn noch Investitionsschutz wären sachlich gerechtfertigte Bedenken. Wie sieht man nun in der EU die Thematik TTIP, gibt es noch Spielraum, oder ist die Sache sozusagen gelaufen? Und wer will - wie die deutsche Kanzlerin - das Handelsabkommen unbedingt und schnell, und wer bremst? Agathe Zupan hat dazu unseren EU-Korrespondenten Ernst Kernmayer befragt.
Erinnerung als Widerstand - zu einer Ausstellung im Wiener WUK
Was die Politik verabsäumt, schafft die Kunst: türkische Künstlerinnen überwinden das Tabuthema Genozid am armenischen Volk. Künstlerisch erinnern sie an die Menschen in der Türkei, die kurdische, armenische oder andere Vorfahren haben. In der Kunst wird geduldet, was in der Politik verwehrt bleibt. In der Kunst finden Menschen von hüben und drüben der toten Grenze zwischen der Türkei und Armenien zusammen, im Gewebe der ostanatolischen Teppiche verknüpfen sich Frauen aus der Türkei und aus Armenien. Die Kuratorin Isin Önol begleitet die Ausstellung auf ihrem Aufenthalt bis 3. April in Wien: Die künstlerischen Aktivitäten sind von vielfältigen politischen Bemühungen begleitet, die unüberwindliche Grenze zwischen der Türkei und Armenien in der Begegnung von Frauen beider Seiten zu überschreiten. Das Institut für Konfliktforschung und die Kriseninterventionsstelle der Stadt Wien haben erfolgreiche Beziehungsprojekte gestiftet. Ein Bericht von Irene Suchy