Gedanken für den Tag

von Eva Wallensteiner, entwicklungspolitische Projektreferentin für Indien der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar. "Wenn Feuer göttliche Formen annimmt" - Diwali. Gestaltung: Alexandra Mantler

Sich selbst ein Licht sein, so schreibt Jiddu Krishnamurti, der bekannte indische Philosoph, und verweist dabei auf das Göttliche in jedem einzelnen Menschen. Der Kern seiner Philosophie besagt, dass die Wahrheit ein Land ohne vorgegebene Wege ist.

Einzutauchen in eine vollkommen fremde Lebensrealität, hilft ausgetretene Wege zu verlassen und sich mitunter einzig auf den inneren Kompass verlassen zu können. So ist jede Reise nach Indien zugleich auch ein Aufbruch, Neues zu lernen. Von Menschen zu lernen, nicht aus Büchern oder von gutgebauten Theorien. Dabei werden fremde Lebenswelten und -entwürfe genauso in den Fokus genommen, wie die eigene Gesellschaft und Tradition.

Immer wieder führen mich meine Reisen nach Kalkutta, die Stadt am unteren Flusslauf der Heiligen Mutter Ganga, am Hoogli. Nach über 2000 Kilometern, an denen Städte und Megacities ihre Abwässer in sie ergossen haben, beweist sie, dass die Natur dem Zerstörungswerk des Menschen die Stirn bietet. Gangesdelphine tanzen in den grauen Wellen, während der Plastikmüll verheddert an Sträuchern hängt.

In Kalkutta begegnet man gegensätzlichen Vorstellungen und Weltbildern. Widersprüche koexistieren auf fruchtbarste Weise. Wer könne sich in Europa vorstellen, den Verlauf von Straßen zeitweise zu ändern. In Kalkutta werden um 14 Uhr Einbahnen umgedreht, um das enorme Verkehrsaufkommen einigermaßen ins Fließen zu bekommen. Die Autos bahnen sich ihren Weg in Fahrtrichtung und gegen die Fahrtrichtung und schieben sich Millimeter für Millimeter aneinander vorbei. Das chaotische Hupkonzert ordnet den Verkehr und langsam erkennt die Reisende die Ordnung im Gewühl. Wieder lasse ich mich treiben im endlosen Fluss der Menschenmassen und die heitere Feststimmung lehrt mich, dass die unvereinbar scheinenden Gegensätze wunderbare neue Sichtweisen zulassen. Auch einen neuen Blick auf mich selbst.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Mychael Danna/geb.1958
Vorlage: Yann Martel /Romanvorlage/geb.1963
Gesamttitel: LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER / Original Filmmusik
Titel: Leaving India
Orchester: Filmorchester
Leitung: Mike Nowak
Länge: 02:00 min
Label: Sony Classical/Sony Music 8872

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