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Au! - Alles über Schmerz

Die Radiodoktor-Sommerserie Teil 4: Möglichkeiten und Tücken der Schmerzmedikamente

Bisher haben wir in unserer Sommerserie über folgendes berichtet: die neuesten Erkenntnisse zur Entstehung chronischer Schmerzen, Therapieverfahren der Traditionellen chinesischen und europäischen Medizin und über High-Tech-Anwendungen wie Spineliner, Laser, Stoßwelle und Co. Im vierten Teil der Serie stellen wir die Schmerzmedikamente auf den Prüfstand.
Rund 250 Tonnen schmerzstillender Substanzen werden im Laufe eines Jahres von den Österreicherinnen und Österreichern konsumiert. Das heißt, jeder zweite Erwachsene hat im letzten Monat zumindest einmal zu einem Schmerzmittel gegriffen. Viele davon in Eigenregie, ohne Rezept. Bei kurzfristigen Beschwerden kann das durchaus hilfreich sein. Rezeptfrei bedeutet jedoch nicht zwangsläufig unbedenklich. Im Gegenteil. Tatsächlich sind gerade vermeintlich harmlose, schwache Schmerzmittel, wie Aspirin, Thomapyrin, Voltaren oder Novalgin nicht ungefährlich. Diese Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) können Magen, Niere, aber auch das Herz-Kreislaufsystem schädigen. In der Schmerztherapie sollte - so Schmerzexperten - öfter auf Opiate zurückgegriffen werden. Diese sind - vernünftig eingesetzt - besser als ihr Ruf, zumal sie keine Organschäden verursachen.
Für chronische Schmerzpatienten gilt dennoch: Medikamente alleine führen nicht zur Beschwerdefreiheit. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen ist eine multimodale Therapie in einem Schmerzzentrum empfehlenswert. Bei starker Ausprägung der Beschwerden hat sich eine Kombination aus körperlichem Training, Entspannungs- und Schmerzbewältigungsverfahren, sowie psychologischer Unterstützung als der beste Weg erwiesen.
Dass bei der Schmerzversorgung in Österreich noch Luft nach oben ist, zeigt sich auch in einer kürzlich publizierten Studie, in der das Schmerzausmaß bei postoperativen Patienten untersucht wurde. Ergebnis: Viel zu viele Personen haben nach einer OP starke Beschwerden, die eigentlich vermieden werden können.

Eine Sendung von Ronny Tekal.
Redaktion: Christoph Leprich und Nora Kirchschlager

Service

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Fachärztin für Anästhesiologie u. Intensivmedizin
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Schmerzambulanz Rudolfstiftung

OA. Dr. Wolfgang Jaksch
Facharzt für Anästhesiologie u. Intensivmedizin,
Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin Wilhelminenspital
Montleartstraße 37
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Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin

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Interdisziplinäres Positionspapier "Perioperatives Schmerzmanagement"
Positionspapier zum Einsatz von Opioiden bei tumor- und nicht-tumorbedingten Schmerzen
Multimodale Schmerztherapie

Kurt Langbein, Hans-Peter Martin, Hans Weiss, "Bittere Pillen: Nutzen und Risiken der Arzneimittel", Verlag Kiepenheuer&Witsch 2018

Harro Albrecht, "Schmerz: Eine Befreiungsgeschichte", Verlag: Pattloch 2015

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